Berlin, Hannover (epd). Deutsche Politiker haben mit Entsetzen auf den Brand im griechischen Flüchtlingslager Moria reagiert und fordern die Aufnahme weiterer Menschen hierzulande. "Europa kann und darf da nicht mehr wegsehen", sagte Grünen-Chefin Annalena Baerbock den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch). Die griechischen Lager müssten evakuiert und die Menschen in Sicherheit gebracht werden. "Deutschland muss handeln - nicht erst seit heute, sondern schon seit Jahren", sagte die Politikerin. Es gebe Kapazitäten und eine überaus große Bereitschaft von Ländern und Kommunen zu helfen.
In der Nacht zum Mittwoch hatten mehrere Brände das überfüllte Lager auf der griechischen Insel Lesbos verwüstet. Über die genaue Ursache gibt es bisher keine gesicherten Informationen. Baerbock kritisierte, die Bundesregierung bremse Hilfe aus, wo sie nur könne. Bisher seien Bundesländer, die mehr Menschen aufnehmen wollen, bei Innenminister Horst Seehofer (CSU) "gegen die Wand" gelaufen.
Ähnlich äußerte sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Lars Castellucci. Seehofer müsse nun umgehend den Weg dafür frei machen, dass aufnahmebereite Bundesländer sofort helfen können. "Deutschland muss außerdem humanitäre Hilfe zusagen, auch zur Versorgung der Coronafälle", erklärte Castellucci.
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) sagte in Hannover, das vollkommen überfüllte Lager sei das Symbol für das Versagen europäischer Flüchtlingspolitik. "Sie hat die Menschen vor Ort quasi zu Gefangenen gemacht. Mitten in der EU - in unmenschlichen Zuständen", kritisierte Pistorius. Er forderte die Bundesregierung und die europäischen Staaten auf, das Lager aufzulösen und die Menschen über die EU zu verteilen.
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