"Man sieht, dass die Unterschiede zwischen den Konfessionen gar nicht so groß sind", sagte Speier in einem Gespräch mit dem epd. "Das, was die Menschen erlebt haben, ist nicht von Konfessionen abhängig, sondern alle haben denselben Vater im Himmel." Die Autorinnen und Autoren gehören evangelischen, katholischen und freikirchlichen Gemeinden, landeskirchlichen Gemeinschaften oder der armenisch-orthodoxen Kirche an.
Angesichts zurückgehender Mitgliederzahlen und finanzieller Engpässe seien manche Gläubige frustriert und litten unter der Situation. Die Klage sei berechtigt, sagte Speier. Dennoch zeige das Buch, "dass man sich auf die neue Situation einstellen kann" und die Konfessionen näher zusammenrücken können. Früher habe man sich vielleicht kritisch beäugt. "Der Schwund kann auch eine Chance sein: Es gibt welche, die ähnlich glauben wie ich."
In dem Buch "So passiert mir Gott" schreibt zum Beispiel die zehnjährige Emma, wie sie für ihre kleine Schwester betete, als diese nach der Geburt einen Schlaganfall erlitt: "Ich finde es normal, an Gott zu glauben." Ein alkoholkranker Mann erzählt, wie er im Krankenhaus Kontakt zum christlichen Suchthilfeverband Blaues Kreuz bekam und lernte, ein Leben ohne Alkohol zu führen. Eine Frau berichtet, wie der Tod ihres Hundes in ihrer Kindheit sie dazu brachte, Gottes Schöpfung mit anderen Augen zu sehen und sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit Tieren einzusetzen. Die Autoren seien Schüler, Azubis, eine Landwirtsfrau, ein Schreiner, ein Oberarzt oder ein Jurist, erklärte Speier, "aber vom Inhalt her sind ihre Erlebnisse ähnlich".
Vom Azubi, Schreiner und Landwirtsfrau bis hin zum Oberarzt
Speier hat bereits vor einigen Jahren gemeinsam mit Marburger Schülern zwei Bücher veröffentlicht: In einem Buch verfassten Schüler Beiträge über ihre eigene oder eine fremde Religion. In einem zweiten Projekt nahmen die Schüler Kontakt zu Marburger Religionsgemeinschaften auf und baten ihre Vertreter um Texte.