Münster (epd). Die Menschen in Ostdeutschland haben laut einer Studie immer wieder maßgeblichen Einfluss auf die Politik in Deutschland. "Auch wenn sie sich heute häufig als Opfer stilisieren: Die Ostdeutschen haben sich von der friedlichen Revolution bis heute als politisch einflussreicher Akteur erwiesen", resümiert der Studienautor und Soziologe Detlef Pollack laut Mitteilung der Universität Münster vom Montag.
Für die Untersuchung mit dem Titel "Das unzufriedene Volk" hat Pollack demnach Stimmungslagen und Meinungsäußerungen der ostdeutschen Bevölkerung in den vergangenen 30 Jahren untersucht. Dazu dienten ihm Beispiele aus Berlin und Arnstadt in Thüringen sowie aus den sächsischen Städten Dresden, Leipzig und Plauen.
Für die friedliche Revolution 1989 resümiert der Forscher, die Massenproteste seien überall in der DDR von der Bevölkerung ausgegangen, "nicht von den oppositionellen Gruppen". Auch zwischen dem Mauerfall am 9. November 1989 und der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 seien die entscheidenden Impulse zu Wirtschafts- und Währungsunion aus der Bevölkerung gekommen.
Nach den folgenden Jahren der Umbrüche und einem Rückzug ins Private träten die Ostdeutschen heute vor allem dadurch politisch in Erscheinung, dass sie "zu beachtlichen Anteilen die rechtspopulistische Partei AfD" unterstützen, erklärte Pollack. Zwar habe sich die Mehrheit längst "in die bundesrepublikanische Demokratie eingefädelt". Jedoch verstehe es eine Minderheit, "den Diskurs der Unterprivilegierung in die Öffentlichkeit zu tragen und sich zum Anwalt aller Ostdeutschen zu machen", erklärte der Forscher.