Berlin, Bogotá (epd). Kolumbien wird von einer neuen Welle der Gewalt erfasst. In den vergangenen 24 Stunden habe es drei Massaker mit 17 Toten gegeben, berichtete die Tageszeitung "El Tiempo" am Samstag (Ortszeit). Die Anschläge ereigneten sich in ländlichen Regionen der Provinz Arauca an der Grenze zu Venezuela, in Cauca im Südwesten des Landes und in Nariño an der Grenze zu Ecuador. "Wir trauern um die Toten, die der Gewalt von Drogenbanden und des Terrorismus zum Opfer gefallen sind", schrieb Kolumbiens Präsident Iván Duque auf Twitter.
In den vergangenen elf Tagen gab es insgesamt fünf Massaker mit 30 Toten. Bei den Opfern soll es sich größtenteils um Jugendliche und Indigene handeln. In allen Gebieten bedrohen paramilitärische Einheiten und Drogenbanden die Bevölkerung. Die einzige noch aktive Guerilla ELN ist überwiegend im Osten des Landes an der Grenze zu Venezuela aktiv. Duque versprach den Familien der Opfer die vollständige Aufklärung der Morde.
Juan Carlos Garzón von der Stiftung Ideen für den Frieden (FIP) zeigte sich besorgt über die jüngste Zunahme der Gewalt und die Verschlechterung der Situation für die Zivilbevölkerung. Zwischen 2018 und 2020 habe es insgesamt 41 Massaker mit 210 Toten gegeben, sagte er. Die Vereinten Nationen forderten eine Zerschlagung der kriminellen Organisationen und ihrer Netzwerke sowie von der Regierung mehr Anstrengungen zum Schutz der Zivilbevölkerung.
2016 schlossen die Farc-Guerilla und die Regierung unter dem damaligen Präsidenten Juan Manuel Santos einen Friedensvertrag, mit dem der mehr als 50 Jahre andauernde Bürgerkrieg beendet wurde. Mehr als 260.000 Menschen wurden in dem Krieg von staatlichen Sicherheitskräften, Paramilitärs und der Guerilla getötet, etwa sieben Millionen wurden vertrieben. Rund 80.000 Kolumbianer gelten als vermisst.