Frankfurt a.M., Bamako (epd). Tausende Menschen haben im westafrikanischen Mali die Absetzung der Regierung gefeiert. In mehreren Städten seien Menschen am Freitag auf die Straße gegangen und hätten dem Militär zugejubelt, berichtete der französische Sender RFI am Samstag. Das Militär hatte am Dienstag Präsident Ibrahim Boubacar Keïta festgenommen und zum Rücktritt gezwungen.
Zu den Kundgebungen aufgerufen hatte das Oppositionsbündnis M5-RFP, das seit mehreren Wochen Massenproteste gegen die Regierung von Präsident Keïta organisiert. Die Bewegung beklagte bei Massenprotesten in den vergangenen Wochen Wahlfälschung bei der Parlamentswahl im Frühjahr, die schlechte wirtschaftliche Lage und die zunehmende Gewalt im Land. Die Putschisten hatten erklärt, sie hätten verhindern wollen, dass das Land weiter im Chaos versinkt.
Präsident Keïta war seit 2013 im Amt und wurde 2018 wiedergewählt. Seit einem Aufstand des Militärs 2012 und der Machtübernahme durch Islamisten kommt das westafrikanische Land nicht zur Ruhe. An einem internationalen Militäreinsatz zur Stabilisierung Malis ist auch die Bundeswehr beteiligt.
Von Oppositionsführer Soumaïla Cissé, der Ende März entführt wurde, gibt es unterdessen ein Lebenszeichen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) habe mehrere Briefe Cissés bekommen und an seine Familie weitergeleitet, heißt es in einer IKRK-Mitteilung, die am Samstag auf Cissés Facebook-Seite veröffentlicht wurde. Zum Zustand oder dem Aufenthaltsort des früheren Finanzministers wurden keine Angaben gemacht. Cissé war kurz vor den Wahlen Ende März wahrscheinlich von Islamisten verschleppt worden.