Bolivianischer Ex-Präsident Morales wegen Vergewaltigung angezeigt

Bolivianischer Ex-Präsident Morales wegen Vergewaltigung angezeigt

Berlin, La Paz (epd). Das bolivianische Justizministerium hat Ex-Präsident Evo Morales wegen Vergewaltigung und Menschenhandel angezeigt. Morales soll ein Verhältnis mit einer heute 19-jährigen Frau gehabt haben, als diese noch minderjährig war, wie Vize-Minister Guido Melgar am Donnerstag (Ortszeit) laut der Tageszeitung "Los Tiempos" sagte. Das Ministerium ermittelt aufgrund einer anonymen Anzeige. Anhänger des sozialistischen Ex-Staatschefs halten die Anschuldigungen für politisch motiviert. Am 18. Oktober soll in Bolivien wieder eine Präsidentenwahl stattfinden.

Medienberichten zufolge bestätigte die junge Frau das Verhältnis mit Morales. Sie habe den Politiker im Alter von 16 Jahren kennengelernt. Allerdings seien sie erst ein Paar geworden, als sie bereits volljährig war.

Das Ministerium beruft sich auf Videos und Fotos, die mit Mobiltelefonen aufgenommen worden seien. Darauf sei zu sehen, wie die junge Frau Morales bei Reisen oder beim Fußball begleitet habe, sagte Melgar. Gleichzeitig werde die Rolle der Eltern untersucht, die der jungen Frau die Erlaubnis für Reisen mit dem damaligen Präsidenten gegeben hätten. Auf Vergewaltigung steht in Bolivien eine Haftstrafe zwischen 6 und 15 Jahren.

Morales war von 2006 bis Ende 2019 Präsident Boliviens. Die Opposition wirft ihm Betrug bei der Präsidentenwahl im Oktober vor. Nach seinem vom Militär erzwungenen Rücktritt im November hält sich der 60-Jährige zurzeit in Argentinien auf. Dort sollen sich nach Medienberichten auch die junge Frau und ihre Familie befinden.

Morales wurde in Bolivien bereits wegen Terrorismus und Finanzierung terroristischer Aktivitäten angeklagt.