Die Corona-Pandemie hat zu einem Anstieg von Pilgern auf einigen Wegen in Norddeutschland geführt. "Es gibt eine deutlich größere Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr", sagte der Beauftragte für die Region Norddeutschland der Deutschen Jakobus-Gesellschaft, Martin Gottschewski, am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). So kämen vermehrt Menschen aus anderen Regionen wie Süddeutschland oder Brandenburg aber auch aus der Region selbst, um den norddeutschen Jakobswegen zu folgen.
Eine Herausforderung stelle in diesem Jahr die Suche nach Unterkünften dar, sagte Gottschewski. "Das ist ein Glücksspiel." Zwar gebe es genügend Kirchengemeinden und gewerbliche Übernachtungsangebote, diese sollten aber möglichst im Vorfeld gebucht werden. "Pilgern bringt eine ganze Menge Freiheit, ist in diesem Jahr aber anders als sonst."
Zur frühzeitigen Suche nach Unterkünften raten auch die Verantwortlichen vom ökumenischen Pilgerweg zwischen dem niedersächsischen Loccum und dem thüringischen Volkenroda. Die Nachfrage sei in diesem Jahr "immens hoch", sagte Koordinatorin Susann Röwer. Nicht jede Kirchengemeinde könne allerdings angesichts der geltenden Vorschriften eine Unterkunft wie gewohnt anbieten. Für den rund 300 Kilometer langen Weg werden jährlich etwa 2.500 Pilgerpässe ausgegeben.
Begleitete Pilgerangebote finden den Veranstaltern zufolge auf den meisten Wegen erst seit kurzem und auch nur vereinzelt statt. Zunächst wurden alle Angebote im Frühjahr abgesagt. Auf dem Braunschweiger Jakobsweg haben die ehrenamtlichen Pilgerbegleiter den Angaben zufolge im vergangenen Jahr 500 Menschen zwischen Magdeburg und Hildesheim begleitet. In diesem Jahr waren es bislang etwa 50 Teilnehmer.
Freudige Reaktionen auf neue Angebote
Auch auf dem 67 Kilometer langem Harzer Klosterwanderweg hätten zunächst alle Touren abgesagt werden müssen, sagte Begleiter Axel Lundbeck. Seit Anfang Juli gebe es nun bis zum Herbst wieder Angebote. Die freudigen Reaktionen darauf seien "überwältigend" gewesen.
Klaus Stemmann von "Kirche und Tourismus" der hannoverschen Landeskirche sagte, die Kirche rate den ehrenamtlichen Pilgerbegleitern angesichts der anhaltenden Regelungen zur Vorsicht. Bei den Angeboten müssten nach wie vor die geltenden Abstands- und Hygienevorschriften beachtet werden. "Nicht immer wird vielleicht unterwegs der Abstand eingehalten oder er wird im Laufe des Tages geringer", sagte der Diakon und Verantwortliche für das ökumenische "Netzwerk Pilgerweg" in Niedersachsen.
Während des Lockdowns haben sich die Initiatoren der hannoverschen Landeskirche mit einer Broschüre an die Pilger gewandt und zum inneren Pilgern aufgerufen, sagte Stemmann. "Ohne sich auf den Weg zu machen, wird dabei die innere Haltung angesprochen."