Kevelaer (epd). Der niederrheinische Marien-Wallfahrtsort Kevelaer eignet sich nach Worten von Wallfahrts-Generalsekretär Rainer Killich auch in Corona-Zeiten gut für Pilgerbesuche. Die organisierten, jährlich etwa 900 angemeldeten Pilgergruppen in Kevelaer hätten zwar wegen der Pandemie zum Großteil abgesagt, sagte Killich dem Evangelischen Pressedienst (epd). Umso mehr kämen aber Einzelpilger und Tagesgäste in die Basilika und zur Kerzenkapelle. "Nur etwa zehn Prozent der Gruppen führen die Wallfahrt auch unter den aktuellen Umständen durch", betonte der Generalsekretär der Wallfahrt, die sonst jährlich bis zu 800.000 oder 900.000 Pilger anlockt.
Auch das Gottesdienstprogramm sei während der Corona-Zeit verkürzt. Nach wie vor würden die besuchten Gottesdienste auch live übertragen, was besonders von älteren und kranken Gläubigen sehr geschätzt werde. Zudem würden die inzwischen üblichen Hygiene- und Abstandsregeln gelten. "Das verläuft im Großen und Ganzen unproblematisch", sagte Killich. Alle Gruppen, die ihre Wallfahrt 2020 bereits durchgeführt hätten, hätten bestätigt, dass man unter Berücksichtigung der besonderen Situation auch mit einer Gruppe gut pilgern könne.
Viele Pilger kommen den Angaben zufolge in diesem Jahr nur mit der Familie oder mit engen Freunden nach Kevelaer. Oftmals brächten Pilger stellvertretend für ihre Gruppe deren jährliche Pilgerkerze in den Marien-Wallfahrtsort, die dann traditionell in der Kerzenkapelle aufgestellt und allabendlich zum täglichen Marienlob entzündet werde, schilderte Killich. Auf diese Weise hielten viele Pilgergruppen "ihre Verbindung und ihre tiefe Verbundenheit" zu Kevelaer. Bis zum 1. November bleibe es vermutlich bei "einer Wallfahrt der Stille, der Empathie und der Spiritualität".
Neben den Geschäften mit Wallfahrtsartikeln spürten auch der örtliche Einzelhandel sowie Gastronomie und Hotellerie in Kevelaer die ausbleibenden Pilgerströme, so der Wallfahrtssekretär. Es seien "große wirtschaftliche Einbußen" zu verzeichnen. Für manch einen Familienbetrieb sei die Situation nach einem knappen halben Jahr sicherlich existenzbedrohend.
Kevelaer ist seit 1641 Wallfahrtsort, nachdem der Händler Hendrick Busman dreimal den Anruf "An dieser Stelle sollst du mir ein Kapellchen bauen!" vernommen haben soll. Seine Frau soll zudem ein Marienbild erträumt haben, das sie später in Form eines Papierbildchens in den Händen von Soldaten wiedererkannte. Der kleine aus Luxemburg stammende Druck wird bis heute als Gnadenbild der "Trösterin der Betrübten" verehrt. Das biblische Motto der Wallfahrtssaison 2020 in Kevelaer lautet "Ich bin da, wo du bist" nach Exodus, Kapitel 3, Vers 14 in der Übersetzung von Martin Buber.