Dubai, Neu-Delhi (epd). In Indien hat Ministerpräsident Narendra Modi am Mittwoch den Grundstein für den Bau eines umstrittenen Hindu-Tempels in der Stadt Ayodhya gelegt. Modi nannte die Zeremonie ein "historisches Ereignis". "Millionen Inder können nicht glauben, dass dieser Tag gekommen ist", sagte Modi indischen Medien zufolge. Der Ram-Tempel soll an der Stelle einer Moschee aus dem 16. Jahrhundert errichtet werden, die 1992 von Hindu-Extremisten zerstört worden war.
Die Demolierung führte zu schweren Zusammenstößen zwischen Hindus und Muslimen, bei denen 2.000 Menschen starben. Um Ayodhya wurde ein jahrzehntelanger Rechtsstreit zwischen beiden Glaubensgemeinschaften geführt. Das Grundstück, auf dem die zerstörte Moschee stand, war abgesperrt und streng bewacht.
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen legte Modi am Mittwoch einen symbolischen Grundstein aus Silber nieder. Ayodhya gilt als Geburtsort des Gottes Ram, einer Inkarnation des Hindu-Gottes Vishnu. Im November 2019 hatte das Oberste Gericht grünes Licht für den Bau eines Hindu-Tempels auf dem Stück Land gegeben, das seit 500 Jahren zwischen Muslimen und Hindus umstritten war. Das gesamte Grundstück wurde Hindus zugesprochen. Die Muslime erhielten als Ausgleich ein Stück Land an einer anderen Stelle.
Damit endete der erbitterte Rechtsstreit mit einem Triumph für die Modi-Regierung. Seine hindu-nationalistische Partei BJP war mit dem Wahlversprechen angetreten, einen Ram-Tempel in Ayodhya zu errichten. Der neue Tempel soll mit 50 Meter Länge doppelt so groß ausfallen wie ursprünglich geplant.
Angesichts der Corona-Pandemie waren nur knapp 200 Gäste zu der Zeremonie geladen. Mehrere Regierungsmitglieder sind positiv auf Corona getestet worden, darunter Innenminister Amit Shah. Indien meldete am Mittwoch 52.509 Neuinfektionen. Insgesamt verzeichnet das Land über 1,9 Millionen Covid-19-Fälle und fast 39.800 Tote. Indien hat damit die dritthöchste Zahl von Infektionen nach den USA und Brasilien. Bei der Grundsteinlegung waren auch zwei muslimische Repräsentanten vertreten.
Hindu-Nationalisten berufen sich darauf, dass vor über 500 Jahren in Ayodhya schon einmal ein Ram-Tempel gestanden habe. Im Jahr 1528 soll ihn Mir Baqi, der General des Mogul-Kaisers Babur, zerstört haben, um eine Moschee zu bauen, die Babri-Moschee genannt wurde. Etwa 80 Prozent der fasst 1,3 Milliarden Inder sind Hindus. Die zweitgrößte Religionsgruppe sind die 170 Millionen Muslime.