Düsseldorf (epd). Mit einer Gedenkveranstaltung will der Zentralrat der Jesiden in Deutschland am Sonntag in der Düsseldorfer Johanneskirche an den Völkermord an den Jesiden vor sechs Jahren erinnern. Der Ausdruck "Nie wieder" werde seine Gültigkeit verlieren, wenn Demokratinnen und Demokraten aufhören, gemeinsam der Opfer zu gedenken, sagte der Zentralratsvorsitzende Irfan Ortac am Donnerstag. Aus einem christlichen Gotteshaus heraus solle auch daran erinnert werden, "dass wir nicht wegschauen dürfen".
Um den 3. August 2014 hatte die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) die Sindschar-Region im Nordirak und damit die Glaubensgemeinschaft der Jesiden überfallen. Schätzungen zufolge wurden dabei mindestens 5.000 jesidische Männer getötet und Tausende Frauen und Kinder verschleppt. Vor dem IS-Überfall hatten etwa 600.000 Jesiden in der Sindschar-Region gelebt. Im Dezember 2017 hatte der Irak die Vertreibung der Dschihadisten verkündet. Danach hielten sich nur noch rund 40.000 Jesiden in ihrem Stammland auf. Der Genozid an den Jesiden wird derzeit von nationalen und globalen Institutionen aufgearbeitet.
Der Zentralrat der Jesiden in Deutschland organisiert die Gedenkveranstaltung mit Unterstützung der Diakonie Düsseldorf. Der nordrhein-westfälische Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) hat die Schirmherrschaft übernommen.
Jesiden zählen sich mehrheitlich zur Volksgruppe der Kurden. Sie sind aber keine Muslime, sondern bilden eine eigene Religionsgemeinschaft. Weltweit bekennen sich mindestens 800.000 Menschen zum jesidischen Glauben. Die Heimat der meisten Jesiden ist der Nordirak. Ihr Stammland ist die Sindschar-Region am gleichnamigen Gebirge. Schätzungen zufolge leben mehr als 200.000 Jesiden in Deutschland - es ist die größte Gemeinde außerhalb des Iraks.