Göttingen (epd). Die "Gesellschaft für bedrohte Völker" wirft den nigerianischen Streitkräften Versagen beim Schutz der Bevölkerung gegen islamistischen Terror vor. Die Armee sei demoralisiert, unterdrücke aber jede Diskussion über die eigenen Unzulänglichkeiten, erklärte der Direktor der Menschenrechtsorganisation, Ulrich Delius, am Montag in Göttingen. "Die Zivilbevölkerung im Norden Nigerias hat jedoch einen Anspruch auf wirksamen Schutz vor islamistischem Terror", betonte er mit Blick auf die Verbrechen der Terrorgruppe Boko Haram.
Seit 2010 fielen dem Konflikt im Norden Nigerias nach Angaben der Menschenrechtler mehr als 35.000 Menschen zum Opfer. Darüber hinaus seien mehr als zwei Millionen aus ihrer Heimat geflohen - Christen und Muslime. Nachdem die nigerianische Regierung 2016 noch erklärt habe, den Kampf gegen die Terroristen so gut wie gewonnen zu haben, nehme die Gewalt von Boko Haram in diesem Jahr wieder zu.
"Wenn die Armee nun ankündigt, bis zum Mai 2021 würden alle zwei Millionen Binnenflüchtlinge zurückgeführt oder fest angesiedelt, ist das reines Wunschdenken", sagte Delius. Öffentliche Kritik beantworte die Regierung jedoch mit Repression.