Berlin (epd). Die Bundesregierung hat ihr Bedauern über die geplante Umwandlung der Hagia Sophia von einem Museum in eine Moschee zum Ausdruck gebracht. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Montag in Berlin, Deutschland messe dem interreligiösen Dialog einen hohen Wert bei. Die Hagia Sophia habe große kulturhistorische und religiöse Bedeutung sowohl für das Christentum als auch für den Islam. Der Status der ausschließlichen Nutzung des Bauwerks als Museum habe Menschen aller Glaubensrichtungen zu jedem Zeitpunkt freien Zugang "zu diesem Meisterwerk" ermöglicht. Nun gelte es abzuwarten, wie die Ausgestaltung der Nutzung erfolgen werde.
Ein Außenamtssprecher äußerte am Montag sein Bedauern darüber, dass die Unesco bezüglich einer Umnutzung des Welterbes nicht konsultiert worden sei. Es sei derzeit noch unklar, wann die wegen der Corona-Pandemie abgesagte Sitzung der UN-Organisation nachgeholt werde, aber die Hagia Sophia werde dann mit Sicherheit auf die Tagesordnung kommen.
Die Hagia Sophia ist als Teil der Altstadt von Istanbul seit 1985 Unesco-Weltkulturerbe. Sie wurde als "Kirche der göttlichen Weisheit" im Jahr 537 geweiht und war fast ein Jahrtausend lang die christliche Hauptkirche Konstantinopels. Als die Osmanen 1453 die Stadt eroberten, wurde sie zur Moschee umfunktioniert. In den 1930er Jahren wandelte der türkische Staatsgründer Kemal Atatürk sie in ein Museum um - dieser Beschluss wurde am vergangenen Freitag mit einem Urteil des Obersten Verwaltungsgerichts annulliert.