Den Haag (epd). Vor dem Internationalen Strafgerichtshof beginnt an diesem Dienstag der Prozess gegen einen mutmaßlichen Anführer der islamistischen Terrorgruppe Ansar Dine aus Mali. Al-Hassan Ag Abdoul Aziz muss sich in Den Haag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen verantworten, darunter Folter, Mord, Vergewaltigung, sexuelle Versklavung und die Zerstörung von Kultur- und Religionsgütern. Der heute 42-Jährige soll 2012 de-facto-Chef einer islamistischen Polizei in der Wüstenstadt Timbuktu gewesen sein.
Ansar Dine ist Teil des Terrornetzwerks Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM) und übernahm 2012 im Norden Malis gemeinsam mit anderen islamistischen Gruppen die Macht. Al-Hassan soll an der Einführung eines Terrorregimes beteiligt gewesen sein, unter dem unter anderem Musik, Tanz und traditionelle Kleidung verboten waren. Er ist der zweite Angeklagte aus Mali, der sich in Den Haag verantworten muss. Bei einem Schuldspruch drohen Al-Hassan bis zu 30 Jahre Haft. Er war im März 2018 verhaftet und an das Tribunal in den Niederlanden überstellt worden. Ein Urteil wird frühestens Ende nächsten Jahres erwartet.
2016 verurteilte der Strafgerichtshof bereits den malischen Gelehrten und lokalen Chef der islamistischen Polizei, Ahmad al-Faqi al-Mahdi, zu neun Jahren Haft. Während der Besetzung Timbuktus zerstörten die Islamisten auch historische Gebäude, die zum Weltkulturerbe der Unesco gehörten. 2013 hatte der Strafgerichtshof Ermittlungen zu Mali aufgenommen. Das Gericht verfolgt Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und das Verbrechen der Aggression.