Frankfurt a.M., Rangun (epd). Amnesty International hat dem Militär in Myanmar Gräueltaten vorgeworfen. In den westlichen Bundesstaaten Rakhine und Chin seien Zivilisten, darunter Kinder, durch willkürliche Luftangriffe und Bombardierungen getötet worden, erklärte die Organisation am Mittwoch. Die Gewalt gehe einher mit dem Niederbrennen von Dörfern und komme Kriegsverbrechen gleich.
Zugleich würden Bewohner verhaftet und gefoltert, weil die Armee ihnen unterstelle, mit den buddhistischen Rebellen der "Arakan Army" zu kollaborieren. Dies alles zeige, wie tief die Straflosigkeit in den Rängen des Militärs verankert sei, kritisierte Amnesty. Die Weltgemeinschaft müsse dem Einhalt gebieten. Der Konflikt zwischen Myanmars Militär und der "Arakan Army" war Ende 2018 ausgebrochen. Leidtragende sind alle in Rakhine und Chin lebenden Bewohner, die hauptsächlich Buddhisten und Christen sind. Seit Beginn der Gewalt wurden Hunderte Zivilisten getötet oder verletzt, mindestens 157.000 Menschen wurden vertrieben. Nach UN-Angaben kamen allein im Mai über 30 Menschen ums Leben.
Weitere 10.000 flohen in den vergangenen Tagen. Vielerorts hätten Soldaten Reis, Feuerholz, Kleidung, Mobiltelefone oder Schmuck an sich genommen, sagten Zeugen gegenüber Amnesty. Klöster müssten vorübergehend als militärische Stützpunkte herhalten. Der Bundesstaat Rakhine ist zudem seit langem Schauplatz von Verbrechen gegen die muslimische Rohingya-Minderheit. Wegen einer brutalen Armeeoffensive vor knapp drei Jahren waren mehr als 740.000 Rohingya nach Bangladesch geflohen. Menschenrechtler und UN werfen Myanmar Völkermord an den Rohingya vor. Auch für die in Rakhine verbliebenen 600.000 Rohingya gebe es keinen Schutz. Stattdessen nutze das Militär die Covid-19-Pandemie und die anhaltende Internetblockade in der Region zu verschärften Angriffen auf Zivilisten.