Genf / Berlin (epd). Die Menschen in Syrien sind laut Welternährungsprogramm (WFP) einer beispiellosen Hungerkrise ausgesetzt. Rund 9,3 Millionen Menschen in dem Bürgerkriegsland litten an Hunger, teilte die UN-Organisation am Freitag in Berlin mit. Allein in den letzten sechs Monaten habe sich die Zahl der Hungernden um 1,4 Millionen Menschen erhöht. Die Preise für Grundnahrungsmittel seien so hoch wie nie zuvor während des mehr als neunjährigen Konflikts.
Eine "verheerende" Kombination aus wirtschaftlichem Stillstand, der Covid-19-Beschränkungen und die ökonomische Talfahrt im benachbarten Libanon hätten die Nahrungsmittelpreise in weniger als einem Jahr um 200 Prozent in die Höhe getrieben, so das Welternährungsprogramm. Familien müssten Mahlzeiten streichen, Portionen verkleinern, ihr Hab und Gut verkaufen oder sich weiter verschulden. Jeden Monat leiste das WFP Ernährungshilfe für 4,8 Millionen bedürftige Menschen in allen 14 Provinzen Syriens.
Das WFP benötige dringend 200 Millionen US-Dollar (178 Millionen Euro), um bis Ende des Jahres in Syrien Ernährungshilfe zu leisten. Sollte bis Ende August keine neue Finanzierung zustande kommen, sei das WFP gezwungen, Rationen und die Anzahl der Menschen, die mit Essen erreicht werden, "drastisch zu kürzen". In der nächsten Woche soll in Brüssel eine internationale Geberkonferenz für Syrien stattfinden.
Der andauernde Konflikt in Syrien begann 2011 mit Protesten gegen Machthaber Baschar al-Assad und sein Regime. Rebellen und Terrorgruppen erzielten zunächst große Geländegewinne. Mit militärischer Hilfe Russlands, des Irans und fremder Milizen holte sich Assad die meisten Gebiete zurück. Hunderttausende Menschen starben, Millionen Kinder, Frauen und Männer sind auf der Flucht.