Frankfurt a.M. (epd). Gewalt, Verlust und Flucht: Die Gräuel im Syrien-Konflikt treffen Kinder und Jugendliche laut Experten besonders schwer und anhaltend. Die langfristigen psychosozialen Folgen von Gewalt, Krieg und Ausgrenzung zeigten sich sehr deutlich und müssten bei allen Friedens- und Wiederaufbaubemühungen eine zentrale Rolle spielen, mahnten Vertreter von Hilfsorganisationen sowie der Entwicklungsministerien Deutschlands und der Niederlande am Donnerstag bei einem Video-Gespräch zur Brüsseler Geberkonferenz für Syrien in der kommenden Woche.
"Man kann sich die Gräuel und die Gewalt, die Trauer und den Schmerz, die syrische Kinder und Jugendliche mit dem Verlust von Familienangehörigen oder Freunden erleben mussten, kaum vorstellen", erklärte Maria Flachsbarth, Staatssekretärin im Bundesentwicklungsministerium (BMZ) zu Beginn des gemeinsam mit Unicef und weiteren Partnern organisierten Austauschs. Doch wenn die Mädchen und Jungen aufgefangen würden, hätten sie auch das Potenzial und die Chance, die Verletzungen zu überwinden. Ihnen müsse geholfen werden, zu heilen und einen Neuanfang zu schaffen.
Kinder und Jugendliche spielten eine tragende Rolle für Syrien, betonte auch die niederländische Entwicklungsministerin Sigrid Kaag. "Ohne diese jungen Menschen werden wir keine bessere Zukunft schaffen können, denn sie sind die Zukunft." Dabei müsse psychosoziale Unterstützung "unser Zement für den Aufbau einer Zukunft" für die syrischen Jungen und Mädchen sein.
Es müsse sichergestellt sein, das Kinder Zugang zu "sicheren Orten" hätten, an denen sie wieder eine Art Normalität leben könnten, forderte die syrische Kinderrechtsaktivistin Maimouna Al-Ammar, Mitbegründerin des Kinderschutzverbands Hurras Network. Wichtig sei, dass die Mädchen und Jungen in ihrer Rolle für Zukunft und Frieden bestärkt würden: "Die Stimmen der Kinder müssen gehört werden", betonte Al-Ammar.
Trotz des Wissens um die Wichtigkeit der psychosozialen Komponente gebe es aber noch große Lücken, beklagte die BMZ-Beauftragte für Flüchtlingspolitik, Elke Löbel. Entsprechende Unterstützung müsse in allen Bereichen integriert werden. "Wir müssen alle zusammenarbeiten", betonte sie - und zwar langfristig.
Unter dem gemeinsamen Vorsitz der Europäischen Union und der Vereinten Nationen findet am Dienstag kommender Woche die vierte Brüsseler Konferenz zur "Unterstützung der Zukunft Syriens und der Region" statt, diesmal in einem virtuellen Format. Dabei geht es vor allem um Rückhalt für die UN-Bemühungen zu einer politischen Lösung des Konflikts und um finanzielle Hilfen für Syrien und die Nachbarländer, in die sich Millionen Syrer geflüchtet haben.