Potsdam (epd). Der 30. Jahrestag der Wiedervereinigung Anfang Oktober soll wegen der Coronavirus-Pandemie mit einem "innovativen Festkonzept" begangen werden. Die bundesweit zentralen Feierlichkeiten in Potsdam würden nun zum mehrwöchigen "Experiment" mit Präsentationen in einer "begehbaren Stadtkulisse", sagte Staatskanzleichefin Kathrin Schneider (SPD) bei der Vorstellung des Konzepts am Mittwoch in Potsdam: "Wir entzerren räumlich, wir entzerren zeitlich."
Eine 30 Tage währende "Einheits-Expo" soll nun als weiträumige Ausstellung in der Stadt bereits deutlich vor dem Festakt am 3. Oktober starten. Den 15 anderen Bundesländern und den Verfassungsorganen würden jeweils 30 Quadratmeter große Flächen im Stadtzentrum angeboten, um sich dort ab dem 5. September vorzustellen, sagte Schneider: "Wir sagen das Fest nicht ab, wir wollen den 30. Tag der Deutschen Einheit feiern."
Unter dem Motto "30 Jahre - 30 Tage - 30 mal Deutschland" sollen dann bis zum 4. Oktober Besucher "Potsdam erlaufen und Deutschland erfahren" können, sagte Schneider: "Wir wollen nicht nur mit uns alleine feiern." Stadt und Land hätten sich angesichts der Einschränkungen durch die Coronavirus-Pandemie entschlossen, "in dem Schwierigen nur das Gute zu sehen".
Der Festakt mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 3. Oktober soll als Höhepunkt der Feierlichkeiten mit deutlich weniger Gästen begangen werden, als zunächst geplant. Statt 1.400 könnten wegen der Hygiene- und Abstandsregeln nur 240 Gäste eingeladen werden, hieß es. Dazu gehören neben Vertretern der Verfassungsorgane und den Spitzen der Bundesländer auch Bürgerdelegationen aus allen Bundesländern. Doch statt 160 können diesmal nur 80 Bürger teilnehmen.
Der Festakt werde live von der ARD übertragen, hieß es. Der traditionelle ökumenische Gottesdienst soll zuvor aus der katholischen St. Peter-und-Paul-Kirche im ZDF übertragen werden.
30 Jahre deutsche Einheit "angemessen und würdig zu feiern", sei für Brandenburg "Ehre und Verpflichtung zugleich", erklärte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), der als Bundesratspräsident Gastgeber der Feierlichkeiten ist. Mit der räumlichen und zeitlichen Entzerrung sei eine innovative Lösung für das Fest gefunden worden.
Der Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) kündigte an, dass die Stadt Erfolge der vergangenen 30 Jahre präsentieren und Akzente jenseits der bekannten Schlösser und Gärten des Unesco-Weltkulturerbes setzen wolle. Im Mittelpunkt soll Potsdam als Ort der Toleranz, als Ausgangspunkt von Bürgerprotesten in der DDR, als Wissenschafts- und Filmstadt stehen, sagte Schubert.
Für die verschiedenen Präsentationen und Installationen im Stadtraum stünden 40 Flächen zur Verfügung, hieß es. Die Vorschläge sollen bis zum 30. Juni eingehen. Zusätzlich seien mehr als 20 fünf Meter hohe "Digitaltürme" mit Informationen für Besucher geplant, die zum Teil auch mit Kameras ausgestattet werden, um unter Corona-Bedingungen Besucherströme lenken zu können.
Weil Brandenburg derzeit den Vorsitz im Bundesrat innehat, werden die Feierlichkeiten in der märkischen Landeshauptstadt Potsdam ausgetragen. Zunächst war ein zweitägiges großes Bürgerfest geplant, zu dem Zehntausende Besucher erwartet wurden.