Berlin, Bogotá (epd). Die kolumbianische Guerilla ELN hat sechs Geiseln freigelassen. In einer ersten Operation übergab sie im Nordosten des Landes drei Entführte an Vertreter des Internationalen Roten Kreuzes, der Kirche und der Menschenrechtskommission der Staatsanwaltschaft, wie die Tageszeitung "El Tiempo" am Montag (Ortszeit) berichtete. Bei den Geiseln handelte es sich laut dem Roten Kreuz um drei junge Männer, zwei davon Polizisten. Sie befanden sich seit rund drei Monaten in den Händen der Guerilla. Weitere drei Zivilisten wurden bei einer zweiten Übergabe ebenfalls in der Provinz Norte de Santander freigelassen.
Bereits in der vergangenen Woche hatte die ELN drei Geiseln freigelassen. Kolumbiens konservativer Präsident Iván Duque hatte als Bedingung für eine Fortführung der Friedensverhandlungen die Freilassung aller Geiseln gefordert. Während der Amtszeit von Duques Vorgänger, Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos, begannen 2017 Friedensgespräche mit der ELN, die aber ohne nennenswerte Ergebnisse für unbestimmte Zeit unterbrochen wurden.
Im Januar vergangenen Jahres bekannte sich die ELN zu einem Bombenattentat auf eine Polizeischule in Bogotá, bei dem insgesamt 22 Menschen starben und Dutzende weitere verletzt wurden. Daraufhin stoppte Duque die Friedensgespräche. Offiziellen Schätzungen zufolge verfügt die ELN über 2.500 bewaffnete Kämpfer. Die Guerilla ist überwiegend im Osten des Landes an der Grenze zu Venezuela aktiv.
Bei dem seit mehr als 50 Jahren andauernden Bürgerkrieg in Kolumbien zwischen staatlichen Kräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs wurden mehr als 260.000 Menschen getötet, etwa sieben Millionen wurden vertrieben. Etwa 80.000 Kolumbianer gelten als vermisst. Das Land ist bis heute zerrissen.