Frankfurt a.M. (epd). Wegen des Verdachts des illegalen Waffenverkaufs haben Aktivistinnen und Aktivisten Anzeige gegen das Rüstungsunternehmen Sig Sauer gestellt. "Uns liegen Listen vor, die darauf hinweisen, dass die Firma widerrechtlich Waffen nach Kolumbien, Mexiko und Nicaragua geliefert hat", sagte Anzeigenerstatter Jürgen Grässlin von der Kampagne "Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!" am Freitag dem epd. Es bestehe der Verdacht des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz sowie das Außenwirtschaftsgesetz.
Der Rechtsanwalt der Kampagne hatte die Eckernförder Waffenbauer bereits 2014 angezeigt, weil das Unternehmen widerrechtlich 38.000 Pistolen über ihre Schwesterfirma im US-Bundesstaat New Hampshire nach Kolumbien verkauft hatte. 2019 verurteile das Landgericht Kiel deshalb Sig-Sauer-Manager zu Bewährungs- und Geldstrafen. Zudem sollen die Einnahmen des Geschäfts, rund elf Millionen Euro, eingezogen werden. Immer wieder werden in den blutigen Konflikten in Mexiko und Kolumbien mit Sig-Sauer-Waffen schwere Menschenrechtsverletzungen begangen.
Die neueste Anzeige wurde bereits am 30. April gestellt, die Kampagne ging jedoch erst am Freitag damit an die Öffentlichkeit. Die Staatsanwaltschaft Kiel hat den Anfangsverdacht bestätigt.
Grässlin spricht von einer unglaublichen Skrupellosigkeit der Rüstungsschmiede. Die Bewährungsstrafen von 2019 hätten auf der Annahme beruht, dass die Beschuldigten nie wieder illegal Waffen verkauften. "Doch während sie auf der Anklagebank saßen, lieferte Sig Sauer weiterhin illegal Pistolen, Sturmgewehre und Maschinenpistolen in diese Länder."
Sig Sauer hat jüngst bekanntgegeben, man werde die Produktionsstätte in Eckernförde schließen. Schon jetzt produziert die Firma, die sich zu 100 Prozent im Besitz des deutschen Mutterkonzerns L&O Holding befindet, viele Waffen in New Hampshire. Von dort aus exportiert sie große Mengen ihrer Pistolen nach Mexiko, wo Polizisten, Soldaten und Mitglieder krimineller Organisationen damit schießen.