Rom (epd). Im Rahmen von Ermittlungen um den Kauf einer Luxusimmobilie in London hat die vatikanische Justiz einen mutmaßlichen Verdächtigen festnehmen lassen. Der Broker Gianluigi Torzi sei im Anschluss an ein Verhör in die Kaserne der Gendarmerie gebracht worden, teilte der Vatikan am Freitagabend mit. Dem Finanzdienstleister für Aktienhandel werden den Angaben zufolge Erpressung, Veruntreuung, schwerer Betrug und Geldwäsche vorgeworfen.
Im Falle einer Verurteilung drohen dem Italiener demnach bis zu zwölf Jahre Haft. Der Kauf sei über ein Netz von Firmen abgewickelt worden, an denen Funktionäre des vatikanischen Staatssekretariats beteiligt gewesen seien.
Bereits im Oktober waren im Zusammenhang mit mutmaßlich dubiosen Finanztransaktionen beim Kauf der Luxusimmobilie an der Sloane Avenue im Vatikan hochrangige Mitarbeiter des Staatssekretariats und der Finanzaufsicht (AIF) vom Dienst suspendiert worden, darunter auch der Leiter der Finanzaufsicht, Tommaso Di Ruzza.
Laut italienischen Tageszeitungen wurde für den Erwerb der Immobilie im Londoner Luxusviertel Chelsea über einen Investmentfonds ein überhöhter Preis von 200 Millionen Dollar gezahlt. In der ehemaligen Kaufhausfiliale sollten angeblich Luxuswohnungen entstehen. Die fraglichen Finanzgeschäfte sollen getätigt worden sein, als das zuständige Büro des Staatssekretariats dem in der Folge zum Präfekten der Heiligsprechungskongregation beförderten Kardinal Angelo Becciu unterstand.
Papst Franziskus hatte den Skandal eine "hässliche Sache" genannt. Auf dem Rückflug von seiner Asienreise hatte er im November in diesem Zusammenhang beklagt, es gebe "Korruption" im Vatikan.