Wiesbaden (epd). Im Fall von mehr als 100 Covid-19-Infektionen in einer Frankfurter Baptisten-Gemeinde bedauerte der hessische Sozialminister Kai Klose (Grüne), dass keine Adresslisten der Gottesdienstbesucher geführt wurden. Daher gestalte sich die Ermittlung der Infektionsketten durch die örtlichen Gesundheitsämter sehr aufwendig, sagte Klose am Dienstag in Wiesbaden.
Wenn der Fall aufgeklärt sei, werde man sich mit der Frage beschäftigen, ob solche Listen in Hessen per Verordnung vorgeschrieben werden. Bisher ist das nicht der Fall, die evangelische und katholische Kirche nehmen aber von sich aus die Adressen auf, die dann für eine bestimmte Zeit aufbewahrt werden.
Der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamts, René Gottschalk, bestätigte, dass an dem Gottesdienst in der Frankfurter Baptistengemeinde, der zu dem Infektionsausbruch in der Stadt und drei weiteren Landkreisen führte, insgesamt 180 Menschen teilgenommen haben. Derzeit würden noch die Infektionsketten von mehr als 150 Personen überprüft.
Hessens Sozialminister Klose lehnt eine Aufhebung der Kontaktbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie bereits im Juni ab. Nicht nur der Fall der freien Baptistengemeinde in Frankfurt habe gezeigt, dass es trotz derzeit niedriger Fallzahlen immer wieder zu Infektionsgeschehen kommen könne. Für eine vollständige Aufhebung der Beschränkungen wie in Thüringen geplant sei es deshalb zu früh, betonte er. Auf seiner Pressekonferenz stellte Klose zusammen mit führenden hessischen Virologen eine Studie vor, nach der es zumindest im Rhein-Main-Gebiet keine hohe Dunkelziffer von Menschen zu geben scheint, die bereits unbemerkt eine Infektion mit dem Virus durchgemacht haben.
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