Dubai, Kabul (epd). In Afghanistan haben die aufständischen Taliban überraschend eine dreitägige Waffenruhe verkündet. Die Kampfpause soll für drei Tage während der Feiern zum Ende des Fastenmonats Ramadan gelten, wie der TV-Sender "Tolo News" am Sonntag berichtete. Afghanistans Präsident Aschraf Ghani reagierte mit der Zusicherung einer Feuerpause vonseiten der Regierung.
In einer Ansprache zum Fest des Fastenbrechens kündigte Ghani am Sonntag zudem an, dass die Freilassung von Taliban-Gefangenen fortgesetzt werde. Verzögerungen bei der vereinbarten Freilassung sind seit Ende Februar ein heikler Streitpunkt zwischen den Taliban und der Regierung und hatten bislang innerafghanischen Friedensgesprächen im Wege gestanden.
Die Vereinten Nationen begrüßten die Entwicklung: "Das afghanische Volk verdient eine Atempause von der Gewalt", erklärte die UN-Mission für Afghanistan. Die UN hatten sich zuletzt besorgt über die steigende Zahl ziviler Opfer in Afghanistan gezeigt. Den Angaben zufolge sind im April 380 Zivilisten bei Anschlägen und Kämpfen am Hindukusch ums Leben gekommen.
Besonders das Attentat auf eine Entbindungsstation in der Hauptstadt Kabul mit 24 Toten Mitte Mai und der Anschlag auf eine Beerdigungsfeier mit 32 Toten am gleichen Tag hatte für Entsetzen selbst in Afghanistan gesorgt. Afghanistans Präsident Ghani hatte als Reaktion das Militär angewiesen, wieder offensiv gegen die Taliban vorzugehen. Die neue Gewaltwelle galt als ein schwerer Rückschlag für die Friedensbemühungen am Hindukusch. Erschwert wird die Lage im Land durch den Ausbruch der Corona-Epidemie mit bislang fast 10.000 Fällen und 216 Toten.
Ende Februar hatten die USA und die aufständischen Taliban ein historisches Friedensabkommen geschlossen, doch die im Anschluss geplanten innerafghanischen Gespräche kamen nicht voran. Die Waffenpause könnte nun den Gesprächen zwischen den Taliban und der Regierung den Weg ebnen.