Genf, Gitega (epd). Wenige Tage vor den Wahlen in Burundi hat die Regierung den örtlichen Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgewiesen. Walter Kazadi Mulombo und drei seiner Mitarbeiter wurden vom Außenministerium zu unerwünschten Personen erklärt und aufgefordert, das ostafrikanische Land bis zu diesem Freitag zu verlassen. Das geht aus einem auf Dienstag datierten Schreiben an die Afrika-Zentrale der WHO in Brazzaville hervor, das dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Gründe werden nicht genannt.
Hintergrund ist vermutlich der andauernde Wahlkampf in Burundi, bei dem sich ungeachtet der Corona-Pandemie Menschen in großen Mengen versammeln. Kritiker werfen der Regierung des autoritär regierenden Präsidenten Pierre Nkurunziza vor, die Gefahren durch das Virus bewusst zu ignorieren. Nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität gibt es in Burundi bislang 15 Infektionen mit dem Coronavirus, ein Infizierter ist demnach gestorben. Die Dunkelziffer ist unbekannt.
Am Mittwoch (20. Mai) sollen ein Parlament und ein neuer Präsident gewählt werden. Nkurunziza tritt nach blutigen Protesten bei der letzten Wahl nicht mehr an, hat aber mit Evariste Ndayishimiye einen engen Verbündeten zum Wunschnachfolger bestimmt. Oppositionsführer Agathon Rwasa hat die Glaubwürdigkeit der Wahlen angezweifelt und den Vorsitzenden der Wahlkommission zum Rücktritt aufgefordert. Mehr als 200 seiner Anhänger sind in Haft.
Die Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" beklagt eine Atmosphäre der Angst und Repression in Burundi. Eine freie Berichterstattung sei kaum möglich. Zahlreiche Journalisten sind aus dem Land geflohen, andere sind in Haft. Viele Medien wurden seit einem Putschversuch 2015 geschlossen. Rund 65 Prozent der zwölf Millionen Burundier leben nach Angaben der Weltbank in Armut. Ex-Rebellenführer Nkurunziza war 2005 nach dem Ende eines Bürgerkriegs ins Amt gewählt worden. Im Mai 2018 gewann er nach offiziellen Angaben ein Referendum über eine Verfassungsreform. Dadurch wurde seine Macht vergrößert und sein Verbleib im Amt theoretisch bis 2034 ermöglicht.