Schäuble: Europa bleibt richtige Antwort auf Zweiten Weltkrieg

Schäuble: Europa bleibt richtige Antwort auf Zweiten Weltkrieg

Berlin (epd). Zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs hat Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) dazu aufgerufen, sich für eine Stärkung Europas einzusetzen. "Das war und bleibt die richtige Antwort auf den Abgrund", sagte Schäuble dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Freitag). Aus dem Kriegsende folge "die Verpflichtung für Europa".

Der Parlamentspräsident erinnerte, fünf Jahre und einen Tag nach der Befreiung vom Nationalsozialismus habe der damalige französische Außenminister Robert Schuman 1950 die Initiative für die Vereinigten Staaten von Europa ergriffen. Neben dem 8. Mai 1945 sei daher auch dieser 9. Mai wichtig. Schäuble appellierte, die deutsche EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr dafür zu nutzen, "die Institutionen in Europa zu stärken, also Kommission und Parlament".

Wichtig sei es auch, sich dafür verantwortlich zu fühlen, Errungenschaften wie Frieden und Demokratie nicht zu gefährden. "75 Jahre Frieden - das muss man wertschätzen und darf es nicht als gegeben abhaken", sagte Schäuble. Er betonte, der 8. Mai sei auch für ihn der Tag der Befreiung: "Der Abgrund der deutschen Geschichte und der europäischen Zivilisation ging zu Ende. Endlich."

Der 77-Jährige sagte zudem, das Ausmaß der Katastrophe des Krieges werde ihm mit zunehmendem Alter noch mehr bewusst. "Je älter ich werde, umso fassungsloser werde ich", sagte Schäuble. Er bezeichnete es als gutes Zeichen, dass die Gesellschaft sehr stark auf antisemitische Angriffe reagiere. Man müsse immer wieder darauf hinweisen, was für eine große Bereicherung das jüdische Leben für Deutschland sei. "Mit dem Holocaust haben wir einen wesentlichen Teil von uns selber zerstört", sagte Schäuble.

Zur Forderung nach einem gesetzlichen Feiertag am 8. Mai äußerte sich Schäuble zurückhaltend. "Wenn überhaupt müsste es einen Gedenktag geben", sagte er und ergänzte: "Wir können nur dankbar für das Ende sein und uns schämen für das, was vorher war. Und wir können daraus lernen."