Hannover (epd). Neue Untersuchungen an einem rund 300.000 Jahre alten Wurfstock belegen nach Ansicht von Experten, dass die Holzwaffe von Frühmenschen zur Jagd benutzt wurde. Der 64 Zentimeter lange Stock aus Fichtenholz sei vermutlich verwendet worden, um Wasservögel zu jagen und größere Säugetiere vor sich her zu treiben, teilte das niedersächsische Wissenschaftsministerium am Montag in Hannover mit. Diese Rückschlüsse ließen die Gebrauchsspuren zu. Der Wurfstock war im Dezember 2016 im ehemaligen Braunkohletagebau am Forschungszentrum Schöningen bei Helmstedt in Niedersachsen entdeckt worden.
Die Forschungsergebnisse von Archäologen der Universitäten Tübingen und dem belgischen Liège (Lüttich) hätten die Kenntnisse über das Jagdverhalten der in der Region lebenden Frühmenschen erheblich erweitert, hieß es. Durch die Untersuchungen lägen nun erstmals eindeutige Belege dafür vor, wie frühsteinzeitliche Jagdwaffen hergestellt worden seien und wozu sie verwendet wurden, sagte Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU). Die neuen Erkenntnisse unterstrichen die große wissenschaftliche Bedeutung der Freilandfundstelle in Schöningen.
Die Chancen, bei Ausgrabungen frühsteinzeitliche Holzgegenstände zu finden, sind nach Angaben der Archäologen sehr gering, da Holz normalerweise nicht lange haltbar ist. Die Fundstelle in Schöningen habe jedoch aufgrund der besonderen Erhaltungsbedingungen in wassergesättigten Sedimenten eines früheren Seeufers bereits zahlreiche paläolithischen Funde geliefert.
Zwischen 1994 und 1998 entdeckten dort Archäologen des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege die weltbekannten Schöninger Speere, die mit einem Alter von etwa 300.000 Jahren die bisher ältesten erhaltenen Jagdwaffen der Menschheit sind. Sie werden im benachbarten Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere ausgestellt.