Aachen (epd). Sechs Bürger aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen haben Widerspruch gegen die Exportgenehmigung von Brennelementen aus Lingen zu den belgischen Atomkraftwerken Doel 1 und 2 eingelegt. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) habe im März die Genehmigung erteilt, obwohl der Betrieb der Reaktoren laut Gerichtsurteilen illegal sei, erklärten Anti-Atom-Initiativen am Montag in Aachen. Der Widerspruch habe eine aufschiebende Wirkung bis zu einer juristischen Klärung.
Im Juli 2019 hatte der Europäische Gerichtshof festgestellt, dass die zur Laufzeitverlängerung von Doel 1 und 2 erforderlichen vorherigen Umweltverträglichkeitsprüfungen nicht stattgefunden haben. Anfang März dieses Jahres hat das belgische Verfassungsgericht die längere Laufzeit gekippt, aber den Weiterbetrieb bis Ende 2022 wegen befürchteter Versorgungsengpässe genehmigt.
Die beiden Meiler müssten sofort abgeschaltet werden, forderte Hilde Debey vom Aachener Aktionsbündnis gegen Atomenergie. Wegen einer hohen Ausfallrate von 50 Prozent könnten Doel 1 und 2 zur Versorgungssicherheit nicht beitragen.
Das BAFA habe zusammen mit dem Bundesumweltministerium trotz der beiden Gerichtsurteile die Ausfuhr der Brennelemente genehmigt, die zum Weiterbetrieb der Reaktoren unbedingt nötig seien, kritisierten die Umweltschützer. "Bei einem Super-GAU in Belgien wären wegen der Hauptwindrichtung West Regionen wie Nordrhein-Westfalen und Teile von Niedersachsen betroffen", sagte Alexander Vent vom Bündnis Agiel aus Lingen.
Atomkraftgegner fordern seit Jahren die Stilllegung der Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen. Sie beliefert Atomkraftwerke in mehreren europäischen Staaten mit frischen Brennstäben, darunter auch die als "Risiko-Reaktoren" geltenden Kraftwerke Doel und Tihange in Belgien. In der Grenzregion Aachen besteht die Sorge vor einem atomaren Unfall in einer der beiden Atomanlagen. Seit Jahren stehen die beiden Atomkraftwerke wegen Tausender Haarrisse an den Behältern in der Kritik.