Rom/Regensburg (epd). Für die 149 geretteten Flüchtlinge auf dem deutschen Rettungsschiff "Alan Kurdi" im Mittelmeer hat sich am Sonntag eine vorläufige Lösung abgezeichnet: Italien erklärte sich bereit, für die Flüchtlinge innerhalb weniger Stunden ein Quarantäne-Schiff zur Verfügung zu stellen. Das Rettungsschiff der Regensburger Organisation "Sea Eye" ist in internationalen Gewässern vor der italienischen Stadt Palermo angelangt. Die Migranten könnten aufgrund der Gesundheitslage nicht in einem italienischen Hafen an Land gehen, teilte der italienische Katastrophenschutz mit.
Zugleich wuchs die Sorge um ein Boot mit Dutzend Flüchtlingen an Bord, das vermutlich im südlichen Mittelmeer gekentert ist. Dabei handle es sich vermutlich um eines von vier Booten, die am Vortag mit der Notruf-Initiative "Alarm Phone" Kontakt aufgenommen hatten, teilte die Berliner Hilfsorganisation Sea-Watch am Sonntag auf Twitter mit. Das Boot mit 85 Menschen an Bord sende keine Signale mehr. "Wir müssen annehmen, dass alle ertrunken sind, da es keine Infos über Rettungen gibt."
Mit Blick auf die "Alan Kurdi begrüßte "Sea-Eye"-Sprecher Gorden Isler die Übernahme der Migranten auf ein italienisches Quarantäne-Schiff. "Eine solche Lösung wäre aus humanitären Gründen die beste Lösung", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Schiffe der italienischen Küstenwache seien größer und besser geeignet, die Geretteten aufzunehmen. "Wir wären für eine solche Lösung sehr dankbar", fügte Isler hinzu.
Unklar sei aber weiter, wo die Migranten nach den 14 Tagen Quarantäne an Land gehen könnten. Die Regierung in Rom sieht Deutschland als Flaggenstaat der "Alan Kurdi" in der Pflicht. Italien und Malta hatten schon frühzeitig gewarnt, dass ihre Häfen für Flüchtlingsschiffe wegen der Corona-Krise geschlossen seien. Die Bundesregierung hatte am Mittwoch erklärt, sie sei mit allen Beteiligten im Gespräch, um eine Lösung zu finden.
Laut der Bordärztin der "Alan Kurdi" ist bisher kein Crewmitglied und auch keiner der Geretteten an Covid-19 erkrankt. Die Flüchtlinge sind seit ihrer Rettung aus Seenot vor der libyschen Küste am Montag unter beengten Verhältnissen auf dem Schiff. Die 17-köpfige Crew hatte beklagt, dass sie unter hohen psychischen Belastungen stehe und unter Schlafmangel leide. Die Crew müsse nicht nur die Menschen versorgen, sondern auch immer wieder Konflikte schlichten.
Unterdessen wandte sich Papst Franziskus in einem Schreiben an italienische Seenotretter und sagte seine Unterstützung zu. "Danke für alles, was ihr tut. Ich möchte euch sagen, dass ich immer bereit bin, euch zu helfen. Zählt auf mich", erklärte der Papst.
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