Frankfurt a.M. (epd). Kirchenvertreter haben zu den Osterfeiertagen angesichts der Corona-Krise zu Mut und Zuversicht aufgerufen. Ostern falle nicht aus, "wir werden es vielleicht kraftvoller denn je feiern", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Donnerstag im ZDF-"Morgenmagazin". Wenn sich die Gesellschaft in dieser Krise bewähre, gehe man möglicherweise gestärkt daraus hervor. Er sehe dafür viele Anzeichen. Er sehe bereits eine "Revolution des Mitgefühls", ähnlich wie im Jahr 2015, als es um die Aufnahme der Flüchtlinge ging.
Er hoffe auf eine achtsamere Gesellschaft nach der Corona-Krise, sagte Bedford-Strohm im Deutschlandfunk Kultur. Viele spürten jetzt den Wert von sozialen Beziehungen und von Solidarität. Er hoffe, dass man diese Einstellungen auch nach der Krise beibehalten könne, betonte der Theologe: "Wir müssen wirklich auch materiell bereit sein, die Lasten dieser Krise miteinander zu tragen."
Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist, verteidigte die Schließung der Kirchen an Ostern als richtige Entscheidung. Die Kirchen müssten dabei mithelfen, weitere Erkrankungen durch Ansteckung zu vermeiden. Er lud dazu ein, die vielen seelsorgerlichen und gottesdienstlichen Angebote im Radio, Fernsehen und den digitalen Kanälen an den Ostertagen zu nutzen.
Die momentanen Beschränkungen der Teilnehmerzahl bei Beerdigungen seien für ihn allerdings besonders schmerzlich. Er sprach sich hier für Lockerungen aus, sobald diese nur irgend möglich seien. Viele Menschen hätten eine "Erfahrung der Gottverlassenheit" auf den Intensivstationen, bei Todesfällen in den Familien, bei Beerdigungen im kleinsten Kreis ohne enge Freunde oder bei Menschen, die ihre wirtschaftliche Existenz zu verlieren drohen.
Humanitäre Katastrophe droht
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung erinnerte in seiner Karfreitagsbotschaft an Menschen, die jetzt besonders litten: "Wer heute auf das Kreuz schaut, der sieht auch die Menschen, die auf den griechischen Inseln unter menschenunwürdigen Bedingungen festgehalten werden, ohne ausreichende Versorgung, ohne Zugang zu dem notwendigen Schutz." Es sei zu befürchten, dass angesichts der Corona-Pandemie eine humanitäre Katastrophe bevorstehe. "Die Lager müssen umgehend geräumt werden. Schutzsuchende müssen evakuiert und auf die europäischen Länder verteilt werden", forderte Jung.
Der rheinische Präses Manfred Rekowski bezeichnete Ostern als "Nachricht vom Sieg des Lebens über den Tod". Daran glaube er auch in Zeiten der Corona-Pandemie, betonte der leitende Geistliche der Evangelischen Kirche im Rheinland in seiner Osterbotschaft am Donnerstag in Düsseldorf. Gott habe Jesus zu "einem unzerstörbaren Zeichen des Lebens" aufgerichtet. Der Tod habe nicht das letzte Wort, Leben und Liebe blieben, sagte der rheinische Präses. Christinnen und Christen wollten sich dafür einsetzen, dass die frohe Botschaft dieses höchsten christlichen Feiertags trotz Corona zu den Menschen durchdringe.
Die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, warnte angesichts der Corona-Krise davor, Menschenleben gegeneinander abzuwägen. "Jedem Menschen kommt die gleiche Würde zu", sagte sie in ihrer Karfreitagsbotschaft in Schwerin. Die derzeitigen schwierigen ethischen Entscheidungen würden "unser Zusammenleben auf dieser Welt mitten ins Herz treffen". Es seien Entscheidungen, die auch die Fragen von möglicher Schuld und Vergebung berühren. Menschen könnten nicht leben, ohne an anderen schuldig zu werden.