Dubai, Kabul (epd). Bei einem Terroranschlag auf einen Sikh-Tempel in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am Mittwoch mindestens elf Menschen getötet und elf weitere verletzt worden. Eine Gruppe von Attentätern griff das Heiligtum in der Schorbasar-Gegend am frühen Morgen an, wie der TV-Sender "Tolo News" berichtete. Um die 150 Menschen sollen sich zu dieser Zeit zum Gebet im Tempel befunden haben. Der Sender BBC berichtete von Selbstmordattentätern und Angreifern mit Schusswaffen.
Auch am Nachmittag gingen die Kämpfe zwischen den Angreifern und Sicherheitskräften weiter. Es waren weiter Schüsse und Explosionen zu hören. Der afghanische Abgeordnete Nardendar Singh Chalisa, der selbst Sikh ist, sagte, viele Menschen seien nach wie vor im Tempel eingeschlossen. Die Terrorgruppe "Islamischer Staats" (IS) reklamierte laut der amerikanischen Terror-Watchgroup SITE den Anschlag für sich.
Das islamische Afghanistan hat einen kleine Minderheit von etwa 8.000 Sikhs, die vor allem in den Großstädten des Landes leben. Ein Großteil der Sikhs hat Afghanistan während des Bürgerkrieges in den 1990-er Jahren verlassen. Der Exodus hält weiter an. Im Juli 2019 wurden bei einem IS-Anschlag auf eine Gruppe von Sikhs in der Stadt Dschalalabad mindestens 19 Menschen getötet.
Der neue Angriff erfolgte vor dem Hintergrund des Ende Februar zwischen den USA und den aufständischen Taliban geschlossenen Friedensabkommens, welches einen vollständigen Rückzug der US-Truppen aus Afghanistan innerhalb von 14 Monaten vorsieht. Der Sikhismus ist eine religiöse Reformbewegung, die im 15. Jahrhundert aus dem Hinduismus hervorging. Sie ist vor allem in der Punjab-Provinz im Norden Indiens stark vertreten.