Berlin (epd). Der Deutsche Hebammenverband hat die Krankenhäuser aufgefordert, werdenden Vätern wegen der Corona-Pandemie nicht grundsätzlich den Zugang zum Kreißsaal zu verwehren. "Jede Geburt ist ein immens wichtiges biografisches Ereignis im Leben einer Frau und zu einer solchen Geburt gehört eine vertrauensvolle Begleitung", sagte Andrea Ramsell vom Deutschen Hebammenverband den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Samstag). Frauen und Kinder gehörten zudem "nicht per se zur Risikogruppe" des Coronavirus.
"Insofern plädiere ich sehr für eine Entscheidung mit Augenmaß, was den Zugang von Vätern oder der gewünschten Begleitperson in den Kreißsaal angeht", betonte Ramsell, die in dem Verband für die angestellten Hebammen zuständig ist. Natürlich sei es wichtig, die Infektionsketten zu unterbrechen und das Krankenhauspersonal zu schützen. Zu einer Entscheidung mit Augenmaß gehörten aber Abwägungen, "etwa ob man in einem Risikogebiet wohnt oder in Kontakt mit Risikopersonen stand".
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hört nach eigenen Angaben "derzeit von zahlreichen Krankenhäusern, die Väter entweder ganz ausschließen oder nur garantiert symptomfreie Väter bei einer Geburt zulassen". Konkrete Zahlen gebe es aber nicht, sagte ein Sprecher den Funke-Zeitungen. Die Entscheidung über Einschränkungen treffe jede Klinik eigenständig.
Ramsell riet Frauen, die sich auf eine Geburt im Krankenhaus eingestellt hätten, davon ab, sich nur aus Angst vor dem Virus für eine Hausgeburt zu entscheiden. "Die Klinik ist ein sicherer Ort, um zu gebären", sagte sie. Für Geburten in den eigenen vier Wänden gebe es zudem nur bedingt Kapazitäten, "denn Hausgeburten erfordern eine spezielle Ausrüstung und Kapazitäten der Hebamme".