Düsseldorf (epd). Die Zahl der ohne Sachgrund befristeten Arbeitsverträge hat sich einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung zufolge zwischen 2001 und 2018 auf 1,8 Millionen verdreifacht. Der Anteil dieser Jobs an allen Arbeitsverhältnissen stieg im selben Zeitraum von 1,7 auf 4,8 Prozent, wie aus einer am Donnerstag in Düsseldorf veröffentlichten Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Stiftung hervorgeht.
Insgesamt waren 2018 der Auswertung zufolge 3,2 Millionen Jobs in Deutschland befristet - doppelt so viele wie 2001. Diese Entwicklung sei auf die starke Zunahme sachgrundlos befristeter Stellen zurückzuführen, da etwa Vertretungen für Krankheit oder Elternzeit weniger stark zugenommen hätten. In Großbetrieben seien befristete Jobs am stärksten verbreitet, hieß es. Sie verwendeten diese Verträge häufig als eine Art "verlängerte Probezeit". Kleinere Unternehmen hingegen hätten ohnehin einen schwächeren Kündigungsschutz und seien zudem mit der Rechtslage weniger vertraut.
Auch regionale Besonderheiten spielten eine Rolle: Nordrhein-Westfalen kommt mit einem Anteil von insgesamt 5,8 Prozent sachgrundlos Befristeten auf einen hohen Wert. Das liege unter anderem an den vielen Berufen im Bereich Werbung, Marketing und Medien, darunter auch der Journalismus. "Einstellungen in diesen Berufen werden in NRW nicht nur überdurchschnittlich oft befristet, sondern haben zudem eine im Vergleich zum Bundesgebiet überdurchschnittliche Bedeutung", erklärten die Studienautoren Eric Seils, Helge Emmler und Marius Rogall, die für die Auswertung Daten aus dem IAB-Betriebspanel sowie Zahlen der Bundesagentur für Arbeit auswerteten.
Berlin und Bremen verzeichneten demnach den höchsten Anteil der sachgrundlos Befristeten mit sechs Prozent. In der Hauptstadt arbeiten laut der Auswertung ein Drittel der befristet Angestellten in den darstellenden Berufen - also etwa als Schauspieler. Für Bremen etwa spiele Bremerhaven als Logistikstandort eine wichtige Rolle. Den hohen Anteil (5,2 Prozent) in Baden-Württemberg führen die Studienmacher auf die großen Betriebe im verarbeitenden Gewerbe, vor allem in der Metall- und Elektroindustrie, zurück. Die wenigsten sachgrundlos befristeten Arbeitsverträge verzeichnete der Studie zufolge Sachsen mit 3,3 Prozent.