Berlin (epd). Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, hat vor dem Hintergrund der Ausbreitung des Corona-Virus die Absage aller Gottesdienste gefordert und eine "Kleinstaaterei" bei den Kirchen kritisiert. Ich halte es für unverantwortlich, dass die Kirchen Veranstaltungsangebote machen, die Menschen aus der Hochrisikogruppe einer Gefahr der Ansteckung mit dem Corona-Virus aussetzen, sagte Dabrock, der selbst evangelischer Theologe ist, dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit Blick auf das hohe Alter vieler Gottesdienstbesucher. Bei Twitter schrieb er: "Klingt nach Masernparty - Ü70."
Er appelliere eindringlich an die Kirchen: "Sagen Sie mit einer Stimme bis auf weiteres alle Gottesdienste und anderen kirchlichen Veranstaltungen ab, lassen Sie Ihre Fantasie walten und bieten Sie über sämtliche anderen Medien Alternativen an." Über Maßnahmen für den Umgang mit der Virus-Ausbreitung entscheiden die Landeskirchen und Bistümer, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und katholische Deutsche Bischofskonferenz haben dazu keine Order ausgegeben. Er sehe die "Kleinstaaterei" mit Fassungslosigkeit, sagte Dabrock.
Jeder müsse die Mahnung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verinnerlicht haben, nur unerlässliche soziale Kontakte wahrzunehmen, sagte Dabrock. Bei Gottesdiensten kämen sich insbesondere am Ausgang die Leute "gefährlich nahe". "Die Kirchen haben eine Garantenpflicht, diese Gefahr zu minimieren", sagte er.
Viele Kirchen hatten allerdings bereits am Freitag für dieses Wochenende Gottesdienste und Veranstaltungen abgesagt. Sie verwiesen die Gläubigen auf Rundfunk- und Fernsehgottesdienste sowie auf im Internet gestreamte Gottesdienste.