Dresden (epd). Vier Monate nach dem Rücktritt von Carsten Rentzing ist in Sachsen ein neuer evangelischer Landesbischof gewählt worden. Die Synode entschied sich am Samstag mit deutlicher Mehrheit für Oberlandeskirchenrat Tobias Bilz. Der 55-jährige Theologe setzte in Dresden mit 48 von 79 abgegebenen Stimmen durch. Die Amtseinführung ist für den 25. April vorgesehen. Bilz ist dann der zehnte sächsische Landesbischof seit der Trennung von Kirche und Staat 1922.
Die Neuwahl war nach dem überraschenden Rücktritt von Landesbischof Carsten Rentzing (52) im Herbst 2019 notwendig geworden. Bei der Abstimmung am Samstag lag die Plauener Superintendentin Ulrike Weyer (46) mit 16 Stimmen im zweiten Wahlgang auf Platz zwei. Für den Meißener Superintendenten Andreas Beuchel (56) stimmten 15 Synodale.
Bilz dankte der Synode für das "große Vertrauen". Er selbst wolle auch Vertrauen wachsen lassen, damit Missverständnisse abgebaut werden könnten, sagte Bilz kurz nach der Wahl in der Dreikönigskirche. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, gratulierte Bilz: "Seine Erfahrungen als Pfarrer in der Kirchengemeinde, die guten Kenntnisse landeskirchlicher Themen und Strukturen aus seiner Tätigkeit als Dezernent im Landeskirchenamt und insbesondere seine Erfahrungen mit jungen Menschen als Landesjugendpfarrer, werden zu einem segensreichen Wirken im neuen Amt führen", erklärte der bayerische Landesbischof.
Im dritten Wahlgang reichte für einen Sieg mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen. Bilz lag bereits in den ersten beiden Wahlgängen mit 33 beziehungsweise 41 Stimmen vorn. Er war von der sächsischen Kirchenleitung für das Amt vorgeschlagen worden. Der gebürtige Sachse war bereits bei der Bischofswahl 2015 angetreten und unterlag damals Carsten Rentzing nur knapp.
Gewählt wurde von 79 Landessynodalen in geheimer Abstimmung. Mit drei Wahlgängen war es eine der schnellsten Wahlen in der Geschichte der sächsischen Landeskirche. Der evangelische Landesbischof wird für zwölf Jahre gewählt.
Rentzing hatte nach nur vier Jahren am 11. Oktober sein Amt zur Verfügung gestellt. Einen Tag später wurde öffentlich bekannt, dass er während seiner Studienzeit zwischen 1989 und 1992 als Autor für die rechtskonservative Zeitschrift "Fragmente" tätig war. Verschwiegen hatte er auch eine als Student eingegangene Mitgliedschaft in einer schlagenden Verbindung, die bis heute besteht. Er schied zum 31. Oktober aus dem Amt.
Die Vakanzvertretung übernahm vom 1. November an der sächsische Oberlandeskirchenrat Thilo Daniel. Rentzing hat sich von seinen vor 30 Jahren verfassten Texten distanziert. Sein Rücktritt wurde innerhalb der Landeskirche kontrovers diskutiert. Wie jetzt bekannt wurde, will der ehemalige sächsische Bischof am 7. März auf der Mitgliederversammlung der Evangelisch-Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft Sachsens e.V. in Ottendorf-Okrilla bei Dresden einen Vortrag zur "aktuellen Lage der Kirche" halten.
Die Synode ist das gesetzgebende Organ der sächsischen Landeskirche und tagt in der Regel zweimal im Jahr in Dresden. Sie vertritt in Sachsen rund 677.000 evangelisch-lutherische Christen.