Die Gefahr einer "Gleichmacherei und Vermischung", die Kritiker befürchten, sehe sie nicht, so Kurschus. Vielmehr könne der gemeinsame Religionsunterricht den eigenen Glauben stärken und das eigene Profil schärfen. Die Theologin verwies auf das Projekt einer evangelischen Schule in Gelsenkirchen, bei dem protestantische, katholische und muslimische Religionslehrer den Unterricht gemeinsam verantworten. Hier erführen Schülerinnen und Schüler die "Begegnung mit gelebter Religion".
Auch andernorts gehe man bereits über den klassischen Religionsunterricht, der nach Konfessionen getrennt ist, hinaus und unterrichte evangelische und katholische Kinder gemeinsam. In manchen Städten würden auch muslimische Lehrkräfte einbezogen. Die Religion leiste einen Beitrag zur Allgemeinbildung und die Bedeutung von Religion nehme in der Welt eher zu als ab. Daher sei es riskant, den Religionsunterricht gänzlich infrage zu stellen, weil die gemeinsame Grundlage dafür fehle, erklärte die stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende und Präses der westfälischen Landeskirche. Die Allgemeinbildung bliebe unvollständig, wenn sie Religion als "prägende Lebensdimension" ausklammere.
Auch würde eine Abschaffung des Religionsunterrichts reaktionäre und fundamentalistische Kräfte stärken, "beileibe nicht nur im Islam", schreibt Kurschus. Solche Kräfte könnten in unbeachteten Nischen ein gefährliches Potenzial entwickeln. In einem multireligiösen Land wie Deutschland komme dem Religionsunterricht eine "Schlüsselrolle" zu.