Dubai, Neu-Delhi (epd). Der Staatsbesuch von US-Präsident Donald Trump in Indien wird von gewaltsamen Protesten gegen das neue Staatsbürgerschaftsgesetz überschattet. Bei Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Befürwortern des Gesetzes wurden in der Hauptstadt Neu-Delhi mindestens zehn Menschen getötet, unter ihnen ein Polizist, wie die Zeitung "Indian Express" am Dienstag berichtete. Mehr als 150 weitere Menschen wurden verletzt. Trump besucht seit Montag für zwei Tage Indien.
Das indische Innenministerium erklärte, die Situation in der Hauptstadt sei unter Kontrolle. Im Nordosten Neu-Delhis hatten Mobs am Montag Geschäfte, Autos und Häuser in Brand gesteckt. Die Straßenkämpfe bekamen dabei zunehmend einen interreligiösen Charakter, in dem Muslime und Hindus aufeinandertrafen.
Das neue Gesetz war im Dezember in Kraft getreten. Es gewährt nicht-muslimischen Einwanderern aus Pakistan, Bangladesch und Afghanistan unter bestimmten Bedingungen die indische Staatsbürgerschaft. Kritiker sehen darin einen Verstoß gegen die indische Verfassung, die religiöser Neutralität verpflichtet ist. Bei Protesten gegen das Gesetz wurden bereits Dutzende Menschen getötet. Einzelne Bundesstaaten weigern sich, das Gesetz umzusetzen.
Die Straßenkämpfe in Neu-Delhi begannen am Sonntag, als hindu-nationalistische Kräfte einen relativ friedlichen Sitzstreik der Gesetzesgegner mit Gewalt auflösen wollten. In der Kritik steht auch die Polizei, die die Eskalation nicht verhinderte.
Die Mehrheit der Inder sind Hindus, die etwa 80 Prozent der fast 1,4 Milliarden Einwohner ausmachen. Die zweitgrößte Religionsgruppe sind Muslime mit etwa 180 Millionen. Unter der hindu-nationalistischen BJP-Partei die seit 2014 Indien regiert, hat sich das einst religiös tolerante Indien gewandelt.
Im August hatte die Regierung den Sonderstatus des mehrheitlich muslimischen Kaschmir abgeschafft. Im Oktober wurden durch ein neues Staatsbürgerregister für fast zwei Millionen Menschen in Assam faktisch für staatenlos. Die meisten sind Muslime.