Stuttgart/Fessenheim (epd). Der erste von zwei Reaktoren des elsässischen Kernkraftwerks Fessenheim ist in der Nacht auf Samstag vom Netz gegangen. In Baden-Württemberg zeigt man sich erleichtert. "Die Sicherheit der Menschen in der Region hat Priorität", teilte die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer am Samstag mit. Angesichts der zahlreichen meldepflichtigen Ereignisse in den vergangenen Jahren sei dieser Schritt überfällig gewesen. Das Kernkraftwerk Fessenheim ist das älteste Frankreichs und befindet sich an der Grenze zu Baden-Württemberg. Am 30. Juni soll der zweite Reaktor stillgelegt werden.
Das Kernkraftwerk sei nicht ausreichend gegen externe Ereignisse wie Erdbeben oder Flugzeugabstürze geschützt gewesen, sagte Schäfer weiter. Mit der Stilllegung des mehr als 40 Jahre alten Kernkraftwerks werde das Risiko eines atomaren Unfalls zwar deutlich minimiert. Vollständig gebannt sei die Gefahr aber nicht. Denn die radioaktiven Brennstäbe müssten noch etwa drei Jahre im Abklingbecken in Fessenheim abkühlen, bevor sie in die Wiederaufbereitungsanlage nach La Hague transportiert werden können, erläuterte Schäfer.
Zugleich kündigte sie Unterstützung für das Nachbarland an, dem durch die Abschaltung Steuereinnahmen und Arbeitsplätze wegfallen. Den bevorstehenden Aufbau des deutsch-französischen Wirtschafts- und Innovationsparks in Fessenheim, wo Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft geschaffen werden soll, werde vom Regierungsbezirk Freiburg unterstützt. "Fessenheim kann ein Zukunftsmodell für nachhaltige Energiesysteme und wirtschaftliche Zusammenarbeit in der Grenzregion werden", betonte die Regierungspräsidentin.
Umweltorganisationen hatten sich bereits am Freitag erleichtert gezeigt über die Ankündigung des französischen Energiekonzerns EdF, Fessenheim schrittweise vom Netz zu nehmen. Ein schwerer Unfall in dem Kraftwerk, das unter dem Rheinspiegel und in einem erdbebengefährdeten Gebiet liegt, "hätte für über eine Million Menschen auf beiden Rheinseiten eine Katastrophe bedeutet", sagte Axel Meyer von Mitwelt Stiftung Oberrhein in Endingen. "Wir sind froh, dass es die französische Regierung mit der Abschaltung von Fessenheim wirklich ernst meint", hieß es am Freitag in der Mitteilung des BUND.
In Frankreich werden jedoch weiterhin über 50 Meiler etwa 75 Prozent des Stroms produzieren, hieß es in der BUND-Mitteilung weiter. Fessenheim I ging 1977 ans Netz. Anteile an dem Kraftwerk hielten neben der Electricité de France (EdF) auch ein Schweizer Konsortium (15 Prozent) und die EnBW (17,5 Prozent).