Brüssel (epd). Die Wortverbindung "christliches Abendland" wird nach Ansicht des evangelischen Theologen Christian Staffa von Rechtspopulisten in historischer und biblischer Unkenntnis genutzt. Sie werde statisch verwandt, während biblisch-theologisch tendenziell der Weg das Ziel sei, sagte Staffa am Dienstagabend in Brüssel. Zudem setzte der Antisemitismusbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) der mit der Nutzung des Begriffs verbundenen Position eine "antitriumphalistische" christliche Haltung entgegen, die "das Wohlergehen Israels" einschließe.
Staffa fragte in seinem Vortrag "Jenseits von Stereotypen - Lernerfahrungen aus dem christlich-jüdischen Gespräch" auch, wo in der Geschichte der Hass auf die Juden ausgebrochen sei und welche Funktion er für die Hassenden habe. Der Theologe verwies auf das Unvermögen von Christen, "die eigene Erlöstheit", die sie glauben sollten, "wirklich zu spüren". Für dieses Defizit würden immer wieder neu die Juden verantwortlich gemacht.