Saarbrücken (epd). Jeder vierte Armutsgefährdete in Deutschland ist einem Zeitungsbericht zufolge erwerbstätig. Ein weiteres knappes Viertel der Menschen, die mit ihrem Geld kaum über die Runden kommen, sind Rentner im Alter von mindestens 65 Jahren, wie die "Saarbrücker Zeitung" (Samstag) unter Berufung auf aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes berichtete, die die Sozialexpertin der Linken, Sabine Zimmermann, angefragt hatte.
Demnach gab es im Jahr 2018 unter den Armutsgefährdeten in Deutschland hauptsächlich vier große Gruppen. 25,4 Prozent gingen einer Beschäftigung nach, weitere knapp 23 Prozent waren Rentner, fast 21 Prozent Kinder und Jugendliche. Zur vierten Gruppe (24,2 Prozent) zählten unter anderen Erwerbsgeminderte und die sogenannte stille Reserve, also zum Beispiel Menschen, die sich entmutigt von der Jobsuche zurückgezogen haben, hieß es in dem Bericht.
Als armutsgefährdet gilt nach EU-Definition, wer mit weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens der Gesamtbevölkerung auskommen muss. Für Ein-Personen-Haushalte in Deutschland lag diese Schwelle 2018 bei 1.035 Euro im Monat.
Zimmermann sagte: "Einerseits sind Millionen Menschen arm trotz Arbeit. Andererseits stellen die Schwächsten in unserer Gesellschaft den überwiegenden Teil der Armen, also Kinder, alte Menschen und alle, die schlicht keine Arbeit finden." Sie forderte eine Stärkung der Tarifbindung sowie eine deutliche Erhöhung des Mindestlohns. 18 EU-Länder haben ihre Mindestlöhne zum Jahresbeginn 2020 erhöht, in Deutschland liegt er nun bei 9,35 Euro pro Stunde.