Berlin, Caracas (epd). Bei der Rückkehr von Oppositionsführer Juan Guaidó nach Venezuela ist es am Flughafen von Caracas zu Tumulten gekommen. Mehrere Hundert Anhänger der Opposition und zahlreiche Abgeordnete hatten sich zum Empfang von Guaidó nach seiner dreiwöchigen Reise durch Europa, Kanada und die USA versammelt, wie die Tageszeitung "El Nacional" am Mittwoch (Ortszeit) berichtete. Sie wurden von regierungstreuen Demonstranten angegriffen und mit Flaschen beworfen. Diese nannten Guaido einen "imperialistischen Faschisten". Zahlreiche Journalisten seien bei ihrer Arbeit behindert und beschimpft worden, berichtete das Blatt. Einem Journalisten sei seine Ausrüstung gestohlen worden.
Guaidó hatte Venezuela trotz eines Ausreiseverbots verlassen, um Unterstützung für einen Regimewechsel in Venezuela zu organisieren. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos traf er mit zahlreichen Staats- und Regierungschefs zusammen. Er wurde unter anderem von Kanadas Premierminister Justin Trudeau und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron empfangen. US-Präsident Donald Trump hatte Guaidó als Gast in den Kongress eingeladen, seiner Rede an die Nation zu folgen.
Nach seiner Ankunft rief Guaidó seine Anhänger zu neuen Demonstrationen gegen das Regime unter Staatschef Nicolás Maduro auf. "Wirklich freie Wahlen werden wir nicht umsonst bekommen", sagte er. Diese müssten erkämpft werden. Gleichzeitig kündigte er einen "Fonds Venezuela" der Opposition an, um die am Boden liegende Wirtschaft des Landes wiederzubeleben.
Maduro lobte in einer Ansprache im staatlichen TV seine Anhänger, die am Flughafen "das Vaterland verteidigt" hätten. Guaidó nannte er einen Verräter, von dem sich Venezuela nicht aufhalten lasse. Sein Vize Diosdado Cabello sprach von einem "Touristentrip", der nichts gebracht habe.
Der Nationale Gewerkschaftsbund SNTP verurteilte dagegen die Angriffe von Regierungsanhängern auf Medienvertreter als "kriminellen Akt". Der internationale Flughafen sei immer bestens bewacht, sagte Generalsekretär Marco Ruiz. Er warf den Sicherheitskräften vor, nicht eingeschritten zu sein.
Vor einem Jahr hatte sich Parlamentspräsident Guaidó zum Interimspräsidenten ausgerufen und wird inzwischen von mehr als 50 Staaten anerkannt. Auf der Seite von Maduro stehen Länder wie Kuba, Russland und die Türkei. Das Militär steht mehrheitlich loyal zu Maduro und ist sein größter Machtfaktor.
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