Der Berliner Bischof Christian Stäblein hat eine bundesweite Gedenkminute zur Erinnerung an die Opfer des Holocaust vorgeschlagen. "Ich meine, unser Land täte gut daran, das Gedenken an diesem 27. Januar zu verstärken durch eine zweiminütige Gedenkunterbrechung, in der alles ruhen soll", sagte Stäblein bei einer Gedenkveranstaltung aus Anlass des 75. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am Montag am Berliner Holocaust-Mahnmal.
"Das geschäftliche Leben, der Straßenverkehr, Gespräche, Veranstaltungen, Arbeit - zwei Minuten gemeinsames Unterbrechen, Innehalten und Erinnern", erläuterte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz seinen Vorschlag. Wer die Namen erinnern wolle, wer die Geschichte dem Vergessen entreißen wolle, der brauche Räume und Zeiten, um sich unterbrechen zu lassen. Stäblein bezog sich damit auf den Schoah-Erinnerungstag in Israel, an dem jährlich für mehrere Minuten das gesamte öffentliche Leben stillsteht.
Zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar wurde in Berlin vielerorts an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Den Auftakt machte ein Gedenken am Holocaust-Mahnmal unter anderem mit der Publizistin Lea Rosh, dem Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden, Uwe Neumärker und Bischof Stäblein. Zum anschließenden Gedenken am Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen "Euthanasie"-Morde wurde der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Jürgen Dusel, erwartet.