Köln (epd). Der nordrhein-westfälische Flüchtlingsminister Joachim Stamp (FDP) hat die Europäische Union aufgefordert, in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln "dringend hygienische und logistische Voraussetzungen für menschenwürdige Zustände" herzustellen. Schwer kranke Kinder sollten notfalls aus den Camps geholt werden, sagte Stamp dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag): "Wenn es zu akuter Kindeswohlgefährdung durch Krankheit kommt, sollte die EU gemeinsam mit dem UNHCR eine Evakuierung ermöglichen."
Daran sollte sich Deutschland dann beteiligen, sagte der stellvertretende Ministerpräsident. Es gehe ihm darum, das Kindeswohl zu sichern, wo es durch Krankheit gefährdet sei. "Keinesfalls darf der Eindruck entstehen, dass Familien mit Kindern, die eine griechische Insel erreicht haben, bevorzugt in der EU aufgenommen würden", betonte der FDP-Politiker. Hilfsorganisationen schätzen, dass sich bis zu 400 schwer erkrankte Kinder in Flüchtlingscamps auf den griechischen Inseln aufhalten.
Grundsätzlich lehnt Stamp die vom Städte-Bündnis "Sichere Häfen" angestrebte Aufnahme von Flüchtlingen aus griechischen Lagern in Deutschland über die festgelegten Verteilungsquoten hinaus ab. Er argumentiert, wenn Bootsflüchtlinge bevorzugt aufgenommen würden, provoziere dies, dass noch mehr Menschen in der Hoffnung auf ein besseres Leben versuchen würden, über das Mittelmeer nach Europa zu kommen.