Osnabrück (epd). Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erhofft sich richtungsweisende Impulse vom katholischen Reformprozess, dem sogenannten Synodalen Weg. Marx nannte im Gespräch mit katholischen Bistumszeitungen eine kirchliche Verwaltunsgerichtsbarkeit als mögliche Reform. "Macht muss geteilt und kontrolliert werden", sagte Marx. Der Synodale Weg ist ein auf zwei Jahre angelegter Reformdialog zwischen Bischöfen und katholischen Laien. Sein höchstes Gremium, die Synodalversammlung, tritt vom 30. Januar bis 1. Februar erstmals in Frankfurt am Main zusammen.
Vier Themenbereiche für den Reformdialog stehen bereits fest: klerikaler Machtmissbrauch, die katholische Sexualmoral, priesterliche Lebensformen sowie die Frauenbeteiligung in Diensten und Ämtern. Der Ausgangspunkt für den Synodalen Weg sei die Diskussion um die Missbrauchskrise gewesen, sagte Marx. "Das wird schnell vergessen, weil man meint, die Krise sei vorüber. Nein, wir haben uns den Konsequenzen noch nicht ausreichend gestellt."
Er wolle den Zölibat, die priesterliche Ehelosigkeit, nicht abschaffen, sagte Marx. Der Zölibat sei aber nicht so gedacht, dass Priester alleine in großen Pfarrhäusern lebten und "sich aus dem Kühlschrank" versorgten. "Man muss diese Lebensform einbetten in ein soziales Miteinander, eine Lebenskultur entwickeln."
Frauen sollten laut dem Erzbischof von München und Freising stärker in verantwortliche Positionen innerhalb der Kirche kommen. "Warum soll nicht am Ende des Synodalen Weges ein Vorschlag stehen, dass Synoden auf Weltebene oder auch auf nationaler Ebene die Laien und besonders die Frauen stärker berücksichtigen, nicht nur als Berater, sondern auch mit einer Stimme?" Das gelte auch für die Bischofskonferenz, sagte er. "Wir wollen nicht im geschlossenen Kreis über die Zukunft der Kirche reden. Ich kann mir eine Kirche der Zukunft ohne eine wirkliche Mitverantwortung von Frauen und Männern in den Entscheidungen nicht vorstellen." Der Synodale Weg könnte zwar über die Priesterweihe der Frau nicht entscheiden, aber er könne diese Diskussion durchaus weiterführen, sagte Marx.