Brüssel (epd). Der venezolanische Oppositionsführer Juan Guaidó hat bei einem Besuch in Brüssel für weitere Unterstützung in seinem Kampf mit Präsident Nicolás Maduro geworben. Die EU und andere Akteure könnten Druck auf "die Diktatur" ausüben, sagte Guaidó am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Europaparlament, wo er Abgeordnete getroffen hatte. Man müsse weiter für Freiheit und Demokratie arbeiten.
Der Oppositionsführer schilderte die Lage in Venezuela, das eigentlich ein reiches Land sei, als miserabel. Es herrsche Knappheit an Nahrung und massive Inflation, es gebe außergerichtliche Tötungen und Unterdrückung, viele seien aus dem Land geflüchtet. Trotzdem stehe das Volk geeint, sagte Guaidó im Europaparlament. Er erneuerte seine Forderung nach freien Wahlen.
Zuvor hatte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell Guaidó empfangen. Er habe Guaidó versichert, dass die EU die Nationalversammlung als "einziges demokratisch gewähltes Gremium" Venezuelas und Guaidó selbst als deren Präsidenten unterstütze, hieß es danach in einer Mitteilung der EU. Beide Gesprächspartner hätten die Notwendigkeit eines gemeinsamen Ansatzes in Venezuela selbst und in der internationalen Gemeinschaft für einen "bedeutsamen politischen Prozess" betont.
Der selbst ernannte Interimspräsident Guaidó reist derzeit durch Europa, um für Unterstützung im Machtkampf gegen Maduro zu werben. Er trotzt damit einem Reiseverbot der Maduro-Regierung. In London traf Guaidó am Dienstag mit Premierminister Boris Johnson zusammen. Nach den Gesprächen in Brüssel wollte Guaidó zum Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos reisen.
Unterdessen haben allerdings nach Berichten von Vertrauten Geheimdienstmitarbeiter in Venezuela Guaidós Büroräume in der Hauptstadt Caracas durchsucht. Seine Ehefrau Fabiana Rosales veröffentlichte am Dienstag (Ortszeit) auf Twitter ein Video, auf dem vermummte uniformierte Männer zu sehen sind, die den Eingang zum Büro versperren.
Vor einem Jahr hatte sich Parlamentspräsident Guaidó zum Interimspräsidenten ausgerufen. Er wird von mehr als 50 Staaten anerkannt. Auf der Seite Maduros stehen Länder wie Kuba, Russland und die Türkei. Das Militär hält mehrheitlich zu Maduro und ist sein größter Machtfaktor.