Potsdam (epd). Der frühere Standort der Potsdamer Garnisonkirche sollte einer neuen Expertenempfehlung zufolge ein Ort der kritischen Auseinandersetzung mit der preußischen Geschichte werden. Dafür müsse neben dem neuen Garnisonkirchturm statt eines historisierenden Kirchenschiffs ein modernes Ausstellungsgebäude errichtet werden, sagte der Architekturexperte und frühere Leiter der Dessauer Bauhaus-Stiftung, Philipp Oswalt, am Dienstag in Potsdam bei der Vorstellung des Konzepts.
Für einen solchen Lernort werde eine weit größere Fläche benötigt als die derzeit im Turm geplanten Ausstellungsräume, sagte Oswalt. Um einen Bruch mit der Geschichte der früheren Militärkirche zu vollziehen, müsse zudem das in unmittelbarer Nähe errichtete DDR-Rechenzentrum erhalten werden, das derzeit von Künstlern genutzt wird. Am historischen Standort der Garnisonkirche müssten "Bau und Gegenbau" zu einem neuen Ensemble vereint werden.
In dem Konzept übernimmt das DDR-Gebäude architektonisch die Rolle des Kirchenschiffs. Vor der Fertigstellung des Turms müsse zudem der Lernort errichtet werden, forderte Oswalt. Die Gelder, die derzeit in den Turmbau fließen, müssten deshalb umgelenkt werden. In der Architektur und in den Inhalten von Turm und Lernort müsse ein "doppelter Bruch" mit der Geschichte vollzogen werden.
Die Garnisonkirche wurde 1945 bei einem Luftangriff im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört und 1968 in der DDR abgerissen. Seit 2017 wird ein Nachbau des Turms errichtet. Das Bauprojekt ist vor allem wegen der Geschichte der preußischen Militärkirche umstritten.