Der Film selbst bleibt qualitativ allerdings deutlich hinter den berühmten Vorbildern zurück, selbst wenn die Handlung interessant ist. Sie beginnt mit einem mörderischen Countdown. Polizistin Lona Vogt (Henny Reents) ist in eine tückische Falle getappt: Durch einen Brief an ihren Vater auf ein Schiff gelockt, hat sie einen Minenmechanismus in Gang gesetzt. Ihr Notruf erreicht den Ex-Polizisten und jetzigen Tierarzt Hauke Jacobs (Hinnerk Schönemann), der die Bombe allerdings nicht unschädlich machen kann. Sein waghalsiger Ausweg gelingt nur halb, Lona fällt aufgrund des hohen Blutverlustes ins Koma.
Auch die zweite Ebene des Films ist tödlich: Auf einem Gestüt ist ein Pferd an einem tückischen Virus gestorben, weitere Tiere sind infiziert. Geschickt verknüpft Schmidt die beiden Stränge, als der Vorarbeiter des Hofs aus heiterem Himmel tot zusammenbricht. Die Todesursache lässt sich nicht exakt nachweisen, aber Jacobsen ist überzeugt, dass der Mann mit Rizin vergiftet worden ist, denn Lona hatte eine entsprechende Anfrage an die Kriminaltechnik geschickt. Auf diese Weise ergibt sich auch der Zusammenhang zwischen den beiden Erzählsträngen: Rizin war ein beliebtes Stasigift; die Rückstände der Bombe wiederum lassen darauf schließen, dass sie aus alten NVA-Beständen stammte. Das würde passen, schließlich hat Lonas Vater (Peter Prager) einst für den BND gearbeitet. Als die Gegenseite ein Attentat auf ihn verüben wollte, traf der Anschlag seine Frau; anschließend hat er nicht eher geruht, bis er die Verantwortlichen zur Strecke gebracht. Anscheinend gab es jedoch einen weiteren Schurken, und der hat offenbar die Bombe im Boot installiert; Lona wäre demnach nur ein Kollateralschaden gewesen. Dann stellt sich jedoch raus, dass auch der Vorarbeiter bloß ein Zufallsopfer war; Jacobs, der zumindest auf halbe Stelle in den Polizeidienst zurückgekehrt, fragt sich, ob es sich womöglich doch um zwei verschiedene Fälle handelt.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Die Geschichte ist auf reizvolle Weise verzwickt, die Umsetzung jedoch harmlos bis konventionell; dabei ist der Film von Markus Imboden inszeniert worden. Der Schweizer gehört zu den wenigen Regisseuren, denen Schmidt seine Drehbücher bedingungslos anvertraut, weil er sich darauf verlassen kann, dass sie kongenial umgesetzt werden. Dem Duo ist unter anderem "Mörder auf Amrum" zu verdanken (2010 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet). Zu ihren rund ein Dutzend gemeinsamen Arbeiten zählen vor allem die Finn-Zehender-Filme mit Hinnerk Schönemann als Privatdetektiv (unter anderem "Mörderisches Wespennest"). "Dinge des Lebens" wirkt allerdings gerade auch im Vergleich zur grimmig-makabren Schmidt-Reihe "Harter Brocken" wie ein Familienkrimi. Dafür steht nicht zuletzt die Rolle des Polizisten, der die andere halbe Stelle besetzt, weil Jürgen Rißmann diesen Mann als ziemlich schrägen Vogel verkörpert. Gespielt ist das jedoch großartig; eine Anrufszene ist derart skurril, dass sie im besten Sinne improvisiert wirkt.
Außerdem verbringt der Film zu viel Zeit auf dem Gestüt, zumal das Beziehungsgeflecht nicht auf Anhieb durchschaubar ist, weil Schmidt rund um das Besitzerehepaar (Moritz Führmann, Picco von Grote) noch allerlei Personal versammelt hat, das untereinander in verschiedensten Verhältnissen verbandelt ist. Natürlich ist der Auftakt fesselnd, aber selbst im Angesicht des Todes findet Jacobs Zeit für einen Scherz; und der Abschiedskuss, um den Lona ihn bittet, ist ziemlich romantisch. Auch sonst gibt es einige sehr schöne Momente, wenn beispielsweise Jacobs’ Mitarbeiterin Jule (Marleen Lohse) Lona den Abba-Hit "Dancing Queen" vorsingt und vor deren Augen bunte Disco-Lichter tanzen, oder wenn Jacobs und Jule zum Gedenken an die Freundin nackt im kalten Meer schwimmen, wobei Imboden jeden Anflug von Erotik tunlichst vermeidet. Echte Spannung kommt jedoch kaum auf, nicht mal zum Finale, als es einen weiteren Todesfall sowie zwei Schwerverletzte gibt und Jacobsen eine Hinrichtung verhindern muss. Selbst wenn die Reihe "Nord bei Nordwest" ganz anders konzipiert als die Thriller, für die Schmidt sonst steht: "Dinge des Lebens" ist mit fast zuviel Zurückhaltung umgesetzt.