Kiel (epd). Das Bündnis "United 4 Rescue" der evangelischen Kirche und anderer Organisationen hat die erste Hürde für das geplante Seenotrettungsschiff genommen. Es seien bereits genug Spenden gesammelt worden, um bei der Auktion des Schiffes mitbieten zu können, teilte das Bündnis am Donnerstag in Kiel mit. Eine Delegation hatte am Donnerstag das Kieler Forschungsschiff "Poseidon" als mögliches Rettungsschiff besichtigt. Es kommt Ende Januar in einem Bieterverfahren unter den Hammer. Das Rettungsschiff soll unter deutscher Flagge Flüchtlinge im Mittelmeer vor dem Ertrinken retten.
Die "Poseidon" war bislang für das Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung im Einsatz. Das Schiff hat einen Schätzwert von rund einer Million Euro. Das Bündnis gibt nicht bekannt, wie viel es bei der verdeckten Versteigerung bieten will.
Das Schiff sei zuverlässig und in einem "hervorragenden Zustand", sagte Michael Schwickart nach dem Rundgang. Er war an mehreren Hilfsaktionen der Seenotrettungsorganisation "Sea-Watch" im Mittelmeer beteiligt. Die "Poseidon" habe zudem viel Platz und könne mehrere Hundert Flüchtlinge aufnehmen. Nach einigen Umbauten könnte es sich Anfang April auf den Weg ins Mittelmeer machen. "Sea-Watch" soll das Rettungsschiff im Auftrag des Bündnisses betreiben.
Ob das Bündnis den Zuschlag für die "Poseidon" erhält, ist ungewiss. Vier weitere Schiffe hat "United 4 Rescue" bereits im Auge, sollte die Ersteigerung nicht klappen. Sie liegen in europäischen Häfen zwischen Norwegen und Italien. Zum Teil seien sie von Experten auch schon begutachtet worden, sagte ein Schiffsexperte des Bündnisses. Die Schätzwerte lägen zum Teil unter und zum Teil über dem der "Poseidon". "United 4 Rescue" geht davon aus, dass man in drei Monaten ein geeignetes Rettungsschiff besitzen wird.
Menschen in Seenot vor dem Ertrinken zu retten, sei eine Frage von Menschlichkeit, sagte Oberkirchenrat Thies Gundlach, Vorsitzender des Trägervereins Gemeinsam Retten e. V., nach der Besichtigung. Die Kirche habe in den vergangen Wochen viel Unterstützung "aus der Mitte der Gesellschaft" erfahren. Sie sei sich bewusst, dass mit dem Rettungsschiff nicht alle Probleme der Migration gelöst würden. Es sei durchaus möglich, dass gerettete Flüchtlinge nach einem Asylverfahren in ihr Heimatland zurückgeschickt würden, sagte Gundlach.
"United 4 Rescue" hat derzeit rund 150 Mitglieder. Darunter sind neben der EKD Organisationen wie die AWO, Diakonische Werke und Landeskirchen sowie einzelne Kirchengemeinden und Privatpersonen wie Wim Wenders oder die Band Revolverheld. Mehr als 2.500 Menschen und Organisationen haben bereits für das Projekt gespendet.
Das Bündnis für ein kirchliches Seenotrettungsschiff geht auf eine Initiative des evangelischen Kirchentages im Juni 2019 zurück. Der EKD-Ratsvorsitzende, Heinrich Bedford-Strohm, hatte Anfang Dezember das Bündnis in Hamburg vorgestellt. Es sei "ein Bekenntnis zur Mitmenschlichkeit", sagte der Landesbischof. Die Kirche dürfe nicht nur reden, sondern müsse auch handeln.