Dahlem (epd). Der Islamverband Ditib bildet jetzt deutschsprachige Imame in Deutschland aus. Die ersten 22 jungen Menschen beginnen in Dahlem in der Eifel ihre zweijährige praktische Ausbildung, wie die Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) am Donnerstag erklärte. Das sei ein historischer Tag nicht nur für die Ditib, sondern für ganz Deutschland, sagte der Vorstandsvorsitzende von Ditib Deutschland, Kazim Türkmen. Aufbauend auf die Theologischen Zentren in Deutschland sollen Religionsbeauftragte für die Gemeindearbeit in den Moscheen ausgebildet werden.
Der im Bundesinnenministerium für Religionsfragen zuständige Staatssekretär Markus Kerber erklärte, es sei ein wichtiges Signal, wenn Deutschlands größter Islamverband mit der Ausbildung von Religionsbeauftragten in Deutschland und in deutscher Sprache beginne. Dies biete auch die Chance, die Lebenswirklichkeit der in Deutschland zum Teil schon in der zweiten und dritten Generation lebenden Muslime im Gemeindealltag stärker anzugleichen. Zugleich mahnte Kerber eine größere Autonomie der Ditib gegenüber dem türkischen Staat an.
Teilnehmer des ersten Lehrgangs sind zwölf Frauen und zehn Männer. Zu den Aufgaben eines Religionsbeauftragten gehören unter anderem das Vorbeten, die Seelsorge, Gemeindepädagogik und religiöse Unterweisung. Außerdem sollen sie religiöser Ansprechpartner bei Geburt, Tod oder Hochzeiten sein. Jeweils zwei Wochen studieren die angehenden Religionsbeauftragten in Dahlem, dann folgt ein zweimonatiges Praktikum in der Moscheegemeinde. Voraussetzung für die Aufnahme ist ein abgeschlossenes Theologiestudium an einer deutschen oder türkischen Universität sowie ein Ausbildungsplatz in einer Moscheegemeinde.
Der Islamverband hat die die ehemalige Jugendbildungsstätte in der Eifel im Jahr 2014 gekauft. Mehr als eine Millionen Euro hat die Ditib nach eigenen Angaben in das Projekt aus Eigenmitteln und Spenden investiert. Das Haus bietet 28 Zimmer mit 56 Betten. Von den rund 1.100 Imamen der Ditib in Deutschland sind derzeit rund 110 deutschsprachige Religionsbeauftragte, die in Deutschland aufgewachsen sind. Bis Ende des Monats sollen es 140 sein.
Imame in deutschen Moschee-Gemeinden kommen bislang vor allem aus dem Ausland. Insbesondere bei dem eng mit dem türkischen Staat verwobenen Verband Ditib sorgte das in der Vergangenheit für Kritik. So wurde Ditib-Imamen unter anderem vorgeworfen, mutmaßliche Anhänger der Gülen-Bewegung in Deutschland auszuspitzeln. Die deutsche Politik fordert von Ditib seitdem eine größere Unabhängigkeit zur türkischen Religionsbehörde Diyanet.