Berlin (epd). Der Berliner Protestforscher Simon Teune rechnet mit einer Zunahme von Protesten weltweit. "Es gibt Wellenbewegungen", sagte der Ko-Leiter des Bereichs "Soziale Bewegungen, Technik, Konflikte" am Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin am Dienstag dem RBB-Inforadio. Zur Zeit gebe es etwas mehr Proteste. "In der Tendenz wird es aber mehr - auch für manche Städte. In Stuttgart und in Dresden haben sich die Demonstrationen zum Beispiel verdoppelt", sagte Teune.
Häufig seien die Proteste inspiriert davon, dass Menschenrechte für alle gelten sollen und nicht nur für einen kleinen, privilegierten Teil der Menschheit, sagte Teune. Grundsätzlich gehe es darum, wie Menschenrechte verteilt seien in der Gesellschaft: "Das führt dann auch dazu, dass einige meinen, dass Menschenrechte nur für weiße Deutsche gelten und andere wiederum die Unteilbarkeit von Menschenrechten zum Thema machen." Dabei gehe es nicht nur um politische, sondern auch um wirtschaftliche und soziale Rechte.
Dabei wirke der analoge Protest auf der Straße zumeist sehr viel stärker als der digitale Protest. Zugleich würden die realen Auseinandersetzungen auf der Straße durch Videos und Tweets weltweit sichtbar.
Die Frage sei aber immer auch, wie in den einzelnen Ländern mit Protest umgegangen werde, sagte Teune. In Deutschland gebe es eine sehr stark befriedete Protestkultur, in anderen Ländern werde Protesten durch die Polizei sehr gewalttätig begegnet. In Hongkong könne das gerade sehr gut beobachtet werden.