"Digitale Kompetenzen sind Kern- und Lebenskompetenzen", sagte Roland Rosenstock, Professor für praktische Theologie an der Universität Greifswald, zum Auftakt der zweitägigen Synode der Evangelisch-reformierten Kirche in Emden. Wenn sich die Kirche abhängen lasse, könne sie gesellschaftlich nicht mitgestalten. Die Digitalisierung in der Kirche war Schwerpunkt der Synodentagung am Donnerstag.
"Algorithmen, die jetzt programmiert werden, bestimmen morgen unseren Alltag", sagte Rosenstock, betonte aber auch: "Algorithmen sind kein Hexenwerk, sondern folgen demokratischen Vorgaben." Diese Normen unter anderem aus ethischer Sicht zu gestalten, sei eine Herausforderung auch für die Kirchen.
Junge Menschen nur digital erreichbar
Wie dringlich das Thema ist, verdeutlichte Rosenstock im Zusammenhang mit den Plänen der Bundesregierung. Ihr Ziel ist es, dass alle staatlichen Verwaltungsleistungen bis 2022 digital verfügbar sind. Dann werde es möglich sein, digital aus der Kirche auszutreten, führte der Medienpädagoge aus. "Die Herausforderung ist dann, dass Menschen ab 2022 auch digital in die Kirche eintreten können."
Jüngere Menschen könnten vielfach nur noch über digitale Wege erreicht werden. So seien es nicht mehr die klassischen Nachrichtenkanäle, über die sich Jugendliche ihre Meinung bildeten: "Instagram ist das News-Medium der Generation, die zwischen 1997 und 2012 geboren wurde." Es seien auch nicht mehr Diakone und Fußballtrainer, die heute die Sozialisation der Kinder begleiteten, sondern Youtuber wie Bibi und Gronkh.
Die Kirchen haben Rosenstock zufolge den theologischen Auftrag, Beteiligung zu ermöglichen, auch, um der digitalen Spaltung in der Gesellschaft zu begegnen. Dies könne in den Gemeinden beispielsweise mit Kursen oder der Bereitstellung von Infrastruktur für Ältere geschehen: "Die wichtigste Währung im digitalen Wandel ist Vertrauen. Da haben die Kirchen einen großen Vorschuss."