Bürgerbündnis in Hannover will sich NPD entgegenstellen

Bürgerbündnis in Hannover will sich NPD entgegenstellen

Hannover (epd). Ein Bündnis aus Gewerkschaften, Kirchen und anderen Organisationen will sich an diesem Samstag in Hannover der rechtsextremen NPD entgegenstellen und für die Pressefreiheit demonstrieren. Die Initiatoren vom Bündnis "bunt statt braun" rechnen mit einer vierstelligen Teilnehmerzahl, sagte Werner Preissner vom Deutschen Gewerkschaftsbund: "Wir werden denjenigen, die eine andere Republik wollen, keinen Meter überlassen." Eine zeitgleiche Demonstration der NPD richtet sich gegen mehrere namentlich genannte Journalisten sowie den Norddeutschen Rundfunk.

Für die evangelische Kirche in Hannover sagte Sprecherin Insa Becker-Wook: "Gezielte Verfolgung von Journalisten ist ein No-Go, dem müssen wir uns widersetzen. Matthias Görn vom Bürgerverein "Freundeskreis Hannover" unterstrich: "In unserer Stadt ist kein Platz für rechte Parolen."

Die NPD hat unter anderem den NDR-Reporter Julian Feldmann, den "Zeit online"-Autor David Janzen und den Fotojournalisten André Aden ins Visier genommen. Feldmann arbeitet unter anderem für das NDR-Fernsehmagazin "Panorama". Bekannt wurde er durch ein Interview, das er 2018 mit dem ehemaligen SS-Mann Karl Münter aus Nordstemmen bei Hildesheim führte. Münter, der inzwischen gestorben ist, hatte darin den Holocaust relativiert und die Opfer eines SS-Massakers im französischen Ascq verhöhnt. Vor der Demonstration kursierten in Hannover NPD-Flugblätter mit Aufdrucken wie "Gerechtigkeit für Karl" oder "Rache für Karl".

André Aden sagte, die NPD wolle nicht nur die namentlich genannten Reporter einschüchtern: "Es betrifft alle Journalisten und Wissenschaftler, die sich mit diesem Fachgebiet beschäftigen. Das Ziel ist, den Diskurs über den Rechtsextremismus so zu schwächen, dass Experten keine Stimme mehr bekommen." Einschüchterungsversuche gegen Journalisten habe es schon immer gegeben. Mit der NPD-Demo in Hannover sei aber "eine neue Qualität" erreicht.

Gegen die NPD-Demonstration haben sich in einem gemeinsamen Aufruf unter anderem rund 450 Journalisten sowie mehrere Redaktionen und Verlage positioniert. Die Polizei Hannover prüft zurzeit, ob die Demonstration der NPD verboten werden kann. Das Bündnis "bunt statt braun" will aber in jedem Fall demonstrieren. Zu den Rednern gehören Hannovers neu gewählter Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) und der evangelische Superintendent Thomas Höflich.